(Dieser Post ist eine Darstellung meiner persönlichen Glaubensposition im
Bezug auf Übernatürliches, ein Leben nach dem Tod, das Universum und den ganzen
Rest. Ich benutze den indikativen und nicht die konjunktiven Modus, weil ich
diese Welterklärung am plausibelsten finde. Sollte jemand eine andere Position
zu Übernatürlichem, einem Leben nach dem Tod oder Gott haben, dann solle er
bitte bedenken, dass ich nicht behaupte, absolute Wahrheiten auszusprechen,
sondern nur die Position, die die derzeit beste Erklärung der Realität bietet,
vertrete.)
Dieser Post mag vielleicht ein Jahr zu spät kommen, aber besser spät als
nie, nicht wahr?
Ich habe keine Ahnung, welche demographischen Gruppen sich mein kleines
Blog angucken, ich gehe aber davon aus, dass die meisten doch in einem
ähnlichen Alter und von einem ähnlichen Bildungsstand wie ich sein werden.
(Wohl weil ich die meisten meiner Leser persönlich kennen werde).
Und ich gehe einfach mal davon aus, dass der Glaube an die Urknalltheorie als
Entstehungsquelle des Universums in Deutschland recht weit verbreitet und
akzeptiert ist.
Achtung! Es folgt eine vereinfachte Darstellung von wissenschaftlichen
Tatsachen:
Jedenfalls: Die Erde besteht aus den im Periodensystem aufgeführten
chemischen Elementen. Beim Urknall, also dem Ursprung des Universums,
entstanden zunächst nur drei davon: Wasserstoff, Helium und Spuren von Lithium.
Alle anderen Elemente, deren Atomkerne schwerer als die von Wasserstoff sind,
mussten zunächst durch Kernfusionen von Atomkernen entstehen. Kernfusionen
finden in Sternen statt, was dafür sorgt, dass diese überhaupt Energie abgeben
können. Jeder Stern hat einen Lebenszyklus: Aus sich verdichtenden kosmischen
Gaswolken formt sich ein junger Stern. In dieser Lebensphase entstehen darin
leichte Elemente, dann wird er zu einem Riesenstern und es entstehen darin
immer schwerere Elemente entlang des Periodensystems bis hin zum Eisen. Nach
dem Kollaps des Sterns – in einer Supernova, wenn er genug Masse hat –
entstehen die Elemente, die schwerer als Eisen sind. Und nach einer Supernova
bleiben nur die bekannten Gas- und Staubwolken übrig, die die Elemente
enthalten, aus denen Kometen, Asteroiden, Planeten und neue Sterne entstehen können.
Und diese Sterne werden, wenn sie in einer Supernova explodieren, dann wiederum
alle Planeten um sich herum verschlingen und Wolken von kosmischem Staub hinterlassen.
Vereinfachte Darstellung von wissenschaftlichen Tatsachen - Ende.
Die Sonne wird in ca. 5 Milliarden Jahren ebenfalls kollabieren, so sagt
man. Doch bis dahin beziehen wir von ihr die Energie, die wir unbedingt als
eine der Grundvoraussetzungen für unsere Existenz brauchen. Auf einem Planeten,
der aus kosmischem Staub geformt wurde. Alle Elemente, alle Rohstoffe, alle
verarbeiteten Stoffe alle organischen Stoffe, alle Zellen von lebendigen
Organismen lassen sich auf kosmischen Staub von explodierten Sternen zurückführen: Unser Planet mit Flüssen und Bergen,
mit Müllkippen und Vulkanasche, die einst bloße Kernfusionen im Inneren von
Sternen waren, mit dem Machu Picchu, und den Pariser Katakomben, die einmal in dem
unvorstellbar kalten, sauerstoffleeren Raum irgendwo zwischen Kometen und
Asteroidenschauern vor sich hingeschwebt sind, mit Mahatma Gandhi und
Dschinghis Khan, den Beatles und dem Papst; mit Genen, die aus Materie bestehen
und Memen, die immaterielle Produkte von unseren materiellen Gehirnen sind. Unsere
"ichs" sind im Grunde nur Atome und chemische Reaktionen..?
Das ungefähre Alter des Universums ist 13,8 Milliarden Jahre, das Alter der
Erde ist c.a. 4 Milliarden Jahre, die ersten Sterne entstanden bereits eine
Milliarde Jahre nach dem Urknall und haben eine Lebenszeit von mehreren
Milliarden Jahren. Menschenähnliche Wesen dagegen (Gattung Homo) gibt es erst
seit ca. 2,5 Millionen Jahren, den Homo Sapiens, seit ca. 200.000 Jahren. Das
sind 0,00005 von 4 Milliarden = 0,005 % der Zeit, die die Erde existiert. Und
wir reden hier von der Existenz des modernen Menschen, noch nicht von der
Existenz irgendwelcher Menschenkulturen, denn deren erste Nachweise gehen etwa
40.000 Jahre zurück. Wir sehen also: Nicht nur die Dauer eines einzelnen menschlichen
Lebens, sondern auch die gesamte Menschheitsgeschichte, die es schon gegeben
hat, und die es noch geben wird, ist ein unbedeutender Funke von Leben auf
einem verlorenen Planeten neben einem kleinen Stern in einem Universum, dessen
Grenzen oder Ursprung unbekannt sind und vielleicht niemals eindeutig bekannt
sein werden, wo jeder einzelne von den unzähligen Sternen, die Gesamtheit
unserer Existenz mit Leichtigkeit überlebt bzw. überleben wird. Na wenn das
einen nicht mit Selbstbewusstsein füllt..?
Milliarden von Sternen sind um das tausendfache größer als die Sonne, und
sie sind alle ein Teil der Milchstraße, die wiederum nur eine von unzähligen
Galaxien in einem von [ich habe wirklich
keine Vorstellung von wie vielen] Galaxiehaufen ist. Nicht nur hat die
Dauer unseres Lebens keine Bedeutung, auch unsere Größe ist im richtigen
Verhältnis nicht nur nicht bedeutend, sondern quasi nicht existent. (Ich weiß,
dass das keine neuen und revolutionären Konzepte sind, trotzdem möchte ich
daran erinnern, da wir die relative Größe unserer Existenz oftmals vergessen)
Für uns ist unser Leben, das heißt die Lebensperiode unseres Gehirns, eine
ganze Ewigkeit, weil wir keine Existenz davor und darüber hinaus erfahren
können, doch aus der richtigen zeitlichen und räumlichen Perspektive betrachtet
sind wir nicht einmal eine vorübergehende, denkende und redende Anordnung von
kosmischem Staub. Wir sind kosmischer Staub. Man könnte behaupten, dass wir
rein biologisch gesehen zwar ein paar Mal wiedergeboren werden, denn wenn wir
sterben, entsteht aus den Atomen unserer toten Körper neue Biomasse die durch
metabolische Prozesse zum Bestandteil von Körpern von anderen Organismen wird.
Doch spätestens dann, wenn die Sonne unseren Planeten verschlingt und
explodiert oder anderweitig zerstört wird, kehren wir zu unserem Ursprungszustand
als kosmischer Staub zurück, und dann werden aus uns vielleicht neue Sterne
geformt. Und wenn uns niemand vermissen wird, was hat es dann für eine
Bedeutung, wenn wir verschwinden?
Das mag nihilistisch klingen, die Perspektive eines einzigen, zeitlich
begrenzten Lebens, die durch Wissenschaft immer weniger glaubwürdige Aussicht
auf ein Lebens nach dem Tod, die Einsamkeit im Universum ohne einen schützenden
und bewachenden Gott (weder theisitschen noch deistischen oder pantheistischen/panentheistischen),
doch das soll es keinesfalls, im Gegenteil: Ist es nicht fast ein Wunder, dass
sich aus diesem heißen Chaos, aus Milliarden von Partikeln nach Milliarden von
Jahren, eine denkende, fühlende und schöpfende Einheit zusammengefunden hat?
(Und nicht nur eine solche, sondern auch eine krabbelnde, kriechende,
schwimmende oder fliegende Einheit). Erscheint ein kurzes und begrenztes Leben,
nicht als eine viel wertvollere Gabe im Vergleich zu einer Aussicht auf eine
Ewigkeit nach der anderen und noch einer und noch einer hinterher mit nichts
anderem als sich selbst? Und ist das Konzept des ewigen Lebens und dieses ganze
Gott-Ding nicht sowieso bloß die größenwahnsinnig gewordene, aber im Grunde
ganz menschliche, Angst vor dem Tod? Das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit
gibt dem Leben eine Bedeutung, es gibt ihm einen Zweck, es gibt ihm
Dringlichkeit. Und in uns sollte es die Ambition wecken, es wenigstens zu
leben, es heute und hier zu leben, bevor wir wieder in der ewigen und
ungewissen Nichtexistenz verschwinden.
Und mit diesem Bewusstsein wäre es eine Verschwendung meines Lebens, meine
Talente nicht zu nutzen, und mein Leben nicht auch dazu zu nutzen, mir
Projekte, aber auch hedonistische Dinge vorzunehmen, die bloße Existenz zu
reflektieren und in Kunst wiederzugeben. Und das Blog wiederum, das soll mich
mit seinem Bestehen und seinem Design daran erinnern, alles zu malen und zu
schreiben, was ich noch kann, bevor das ich, was ich bin, irgendwann zuerst in
diverse andere ichs und dann in kosmischen Staub zerfällt.
P.S.: Für alle, die es interessiert: hier ist ein interaktives Tool, das ein wenig die Proportionen des Universums erklärt. (Das Laden kann etwas länger dauern)
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