Montag, 10. Oktober 2011

Gebet an den leeren Himmel

Würde ich an Gott glauben, könnte ein Gebet von mir so aussehen. Aber ich bin ungläubig. Stattdessen stelle ich diese Fragen demjenigen, der das liest, wer auch immer es sein mag:

Wie soll ich überhaupt ein guter Mensch sein können?

Wie soll ich kein Essen verschwenden, wenn Restaurants, Hotells, Messen jeden Tag mehrere Biotonnen voller gutem Essen wegwerfen? Und zwar nachdem davon schon alle Kellner und Küchenhilfen zu Abend gegessen haben?

Wie soll ich Wasser sparen, wenn ein Kilo Rindfleisch in der Herstellung 15.000 Liter Wasser verbraucht und die Rinder in Massentierhaltungen nach wie vor zu tausenden gehalten werden?

Um beim Thema zu bleben: Wie soll ich meinen Fleischkonsum einschränken, wenn im Sommer im Park 15 Grills um mich rumstehen und bei McDonalds jede Samstagnacht eine Riesenschlange von Menschen auf Burger wartet?

Wie soll ich die Umwelt schützen, wenn in China Quecksilberflüsse fließen, Russland seine Taiga für Küchenpapier verkauft und für die bereits oben erwähnten Rinder ständig neues Weideland freigemacht werden muss?

Wie soll ich keine Ressourcen verschwenden; kein Konsumopfer sein und nicht jedes sinnlose Stück neuer Technik, hergestellt mit wertvollem Erdöl, kaufen wenn Millionen von Apple-Zombies wieder vor dem Glaswürfel auf das neuste Produkt warten?

Wie soll ich die Erde nicht überbevölkern, wenn das globale Bevölkerungswachstum 2,45 Menschen pro Sekunde beträgt und in weniger als einem halben Jahr 7 Millionen Menschen auf der Welt leben werden?

Wie soll ich niemandem Schaden zufügen, wenn sich Menschen in Lybien und Syrien nach wie vor gegenseitig umbringen, verstümmeln und vergewaltigen wie eigentlich auch überall sonst seit tausenden von Jahren?

Die Welt ist so unvollkommen. Die Welt ist so zerbrechich. Die Welt ist nur das kleine bisschen Kriechen auf einer dünnen Kruste eines winzigen blauen Punktes im Universum. Das ist alles Leben, was jemals existiert hat. Es wird sich selbst verzehren. Und ich bin ein Teil davon. Ich kann nichts dagegen tun.

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