Mittwoch, 21. Dezember 2011

Weltuntergangsstimmung

In genau einem Jahr wird die Welt laut des berühmten Maya-Kalender übrigens mal wieder untergehen.

Es wäre schön, wenn diese Religion sich mal nicht so irren würde, wie das Christentum, das immerhin dieses Jahr ganze zwei Mal mit dem Weltuntergang daneben lag. Hehe... wer braucht schon Atommüll, Massentierhaltung, Überbevölkerung und Sybille Berg? Und außerdem geht die Welt doch eh jedes Jahr unter, besser gesagt - der Teil, in dem wir leben.

Die Industrienationen beheimaten laut des Happy Planet Index zwar die gesündesten, reichsten und wohlgenährtesten Menschen, aber diese leben nicht besonders glücklich oder ökologisch - sondern eher in großstädtischen Legebatterien und/oder sind sehr unentspannt von dem ganzen Workout auf der Hedonismus-Tretmühle. Die Menschen werden und werden nicht glücklich. Vieles hat sicherlich auch mit dem Licht zu tun: Der Dezember ist auf der Nordhalbkugel ein eher düsterer Monat, und wenn dann noch ständig die Welt untergeht ist ganz schön gruselig. Die Menschen können also nicht anders als völlig auszurasten. Und dann kommt, was kommen muss - Weihnachten und Silvester.

Fisternis: Zuerst stirbt die Sonne endgültig. Denn jeder guter Weltuntergang beginnt mit dem Tod der Sonne oder zumindest einer ordentlichen Sonnenfinsternis. Verzweifelt versuchen die Menschen, das Licht mit hässlichen Lichterketten-Rentieren am Leben zu erhalten, aber viel tun können sie nicht. Ist das Licht (= Gott) erst einmal abgemurkst, kommt der nächste Schritt.

Hysterie: Die Schafe Menschen geraten in Panik und rennen wild durcheinander, schubsen und beschimpfen sich, hassen sich und schauen sich gegenseitig misstrauisch an - bevorzugt auf Weihnachtsmärkten und in Einkaufszentern, um sich auf ihre nächste verzweifelte Handlung vorzubereiten.

Orgien: Es folgt der letzte Sinnesrausch - das Gieren, das Fressen und das Ficken. Und wenn das Geschenkpapier in die Altpapiertonne gestopft, die Gans verzehrt und das stille Nümmerchen geschoben wurde, haben sich die Menschen erst einmal beruhigt, resignieren und schauen ihrem Untergang gelassen entgegen. Vielleicht werden sie sogar noch einmal nachdenklich.

Reflexion: Eine denkende Minderheit von Menschen blickt nun zurück und fragt sich sogar, ob ihr Leben diesmal einen Sinn gehabt hatte. Einige Individuen wollen als schönere, schlankere und klügere Wesen wiedergeboren werden, zum Beispiel als Schmetterlinge, Geparden oder Elefanten. Ist das Sinnieren zuende, sind die Menschen optimal auf die Apokalypse vorbereitet.

Apokalypse: Der Weltuntergang kommt mit großem Knallen, Rauch und Feuer- und Schwefelregen. Die Menschen sammeln sich in kleinere oder größere Grüppchen, um Zeugen davon zu sein. Manche bekämpfen ihre Angst mit einem Rausch, andere mit Tee und andere versuchen, friedlich im Schlaf zu sterben. Am nächsten Morgen ist es jedenfalls still und leer.

Genesis: Die Menschheit hat sich aber verschätzt. Gott lebt noch und die Apokalypse war nur ein kleines Feuerwerk. Die Menschen werden allerdings wie erhofft durchaus wiedergeboren - die meisten von ihnen nur nicht als Schmetterlinge, sondern als Hornochsen.

Ich selbst versuche die preapokalyptische Hysterie und Ausschweifung weitgehend zu ignorieren, einen guten Weltuntergang lasse ich mir aber nicht entgehen, aber, ich glaube, auch der könnte irgendwann mal langweilig werden. Daher wären die Maya mit ihrem Weltuntergang mal eine willkommene Abwechslung. Vielleicht kann man Sybille Berg dann wirklich ein für alle Mal loswerden.

Sonntag, 11. Dezember 2011

The Muse is a Whore ... and The Cake is a Lie

Ich entschuldige mich dafür, wie verbittert dieser Post hier klingen mag. Mein konstant hoher Frustrationspegel der letzten Wochen will und will nicht sinken... und ich habe keine Eiscreme... und keinen Scotch.

Und noch eine Warnung im Vorfeld: Wer mit Gender-Themen oder Ähnlichem nichts anfangen kann, kann jetzt aufhören zu lesen.

Und jetzt, wo die Warnung ausgesprochen wurde, zum eigentlichen Thema:

Künstler sind egozentrische Wesen. Sie mögen ja das reine Bedürfnis haben, eine Geschichte zu erzählen, Schönheit zu erschaffen, oder sogar ein Spiegel oder eine moralische Instanz der Gesellschaft zu sein, aber jeder Künstler will unter anderem auch gesehen und bewundert werden, auch wenn nicht jeder es sofort zugeben würde. Jeder Künstler will scheinen. Und hier kommt die Muse ins Spiel. Dadurch, dass die Muse dem Künstler dazu verhilft, zu scheinen, hofft auch sie, ein wenig von seinem Glanz abzubekommen - und bleibt doch meistens umso tiefer in seinem Schatten verborgen und kriegt auch nicht wirklich ein Stück von dem erhofften Erfolgskuchen ab. Jahrhundertelang war der prototypische Künstler ein Mann, was auch bedeutete, dass seine Muse in der Regel seine Lebenspartnerin war (wenn er das Glück hatte, ein heterosexueller Mann zu sein, wenn nicht...), diese Person erledigte dann alle wichtigen Musenaufgaben, wie Modell stehen, die Buchhaltung führen, Briefe schreiben, ihm Spiegeleier braten und mit ihm schlafen. Jelena Dmitrijewna Djakonowa hat sicherlich einige Aufmerksamkeit bekommen, doch so spontan kann doch keiner eine andere berühmte Muse der Geschichte nennen, oder? (ich übrigens auch nicht)

Und selbst wenn, einige von ihnen doch erwähnt werden, so sind sogar ihre Darstellungen  aus heutiger Sicht erniedrigend (naja, aber die Darstellungen sind andererseits auch in den Kontext ihrer Zeit eingebunden, daher lohnt es sich nicht, sich über sie aufzuregen).

Jedenfalls, die Muse: Die Muse ist ein Konzept, wie es weiblicher* nicht sein könnte. Die Muse ist kein selbstständig agierendes Wesen - wenn auch kein vollständig passives - sondern eins, dass nur durch die Manipulation des männlichen Parts, des Künstlers, agieren kann. Genau dasselbe Handlungsprinzip wurde dem weiblichen Geschlecht in einer patriarchalischen Gesellschaft jahrhundertelang zugeschrieben. Hmm.... Ich frage mich, ob sich dieses Denkmuster bis heute gewandelt hat.

Die Muse ist und bleibt also eine Universalhure im Schatten des Künstlers. Nun haben die Zeiten sich geändert und auch weibliche Künstler dürfen mit Aussicht auf Erfolg die Pinsel und den Taktstock schwingen und hoffentlich im Glanz des Ruhms erstrahlen. Das bedeutet wiederrum, dass jetzt die Rollen getauscht werden dürfen, und wenn ein Mann mit einer Künstlerin zusammen ist, er durchaus ihre Muse sein darf. (Abwegiges Konzept? Wie ein Mann in einem Kleid? - Oh ja, ganz recht.)

Was würde aber passieren, wenn zwei Künstler ein Paar wären? Würden sie dann automatisch in Konkurrenz zueinander stehen? Würde der Erfolg des Einen, dem Anderen das Gefühl geben, sich beweisen zu müssen? Wenn der Mann erfolgreicher ist, würde das die Frau mit der Angst füllen, bloß zur Muse zu werden? Ist die Frau erfolgreicher als der Mann, würde er sich dann weniger männlich fühlen? Sollten Künstler zusammen sein? Oder würden sie dabei zu sehr um die Wette zu scheinen versuchen und dabei ihre Liebe zueinander vergessen? Würden dabei jedes Mal die Beatles auseinander fallen oder unglaublich aufwendige Porno-Comics entstehen?

Ich zweifle an, dass zwei Künstler überhaupt eine ebenbürtige Beziehung haben können, WENN dabei beide Künstler wirklich Künstler sein wollen, ansonsten würde doch immer einer zur Muse degradiert werden. Ich wünsche mir, dass ich Unrecht hab.

Und außerdem hab ich doch, wie man weiß, keine Ahnung von Liebe. Vielleicht ist Muse sein ja doch ganz nett.



*und mit "weiblich" mein ich "sexistisch"

Neues - Queen Of Broken Hearts

Inspiriert vom wahren Leben und der Grund, warum ich mich fast um meine Mietkaution gebracht hätte (indem ich beim Zeichnen das Tintenfässchen auf den Boden falen ließ), präsentiere ich mal wieder ein neues Werk.
Queen Of Broken Hearts

Donnerstag, 24. November 2011

Ach du scheiße, Jesus ist zurück!

Ok, ich verspreche, ich halte das Blog hier in Zukunft frei von Politik, aber da der Teutonen-Heiland sich jetzt vom anderen Kontinent zu Wort meldet, kommt mir als überzeugtem Heiden natürlich das Mittagessen hoch.

Karl-Theodor zu Guttenberg kauft sich also mit 20.000 € von einem Strafvervahren frei, palavert aus Kanada darüber, wie sehr er doch jetzt auf die CSU beleidigt ist (weil sie ihn nicht rechtzeitig in Golgota vom Kreuz abgehängt hat, oder was?) und droht auch noch damit, 2013 bei der Bundestagswahl zu kandidieren und, wenn ich mir so die Anzahl der Bild-Leser in der Straßenbahn ansehe, befürchte ich, dass dies durchaus keine leere Drohung ist. Aber das Beste ist: Er gibt immer noch nicht zu, dass seine Doktorarbeit ein Plagiat war, ein auf Zeitmangel und Stress zurückzuführender Fehler - ja, aber Plagiat - nein. "Ich bin kein Betrüger, ich bin ein gestresster Papa."

Was für ein unglaubliches Arschloch... dieser Jesus doch ist.

Da will ich fast der Kirche beitreten, nur um gleich wieder austreten zu können.

Montag, 21. November 2011

Ich bin kein Zyniker, nur ein enttäuschter Idealist. Oder ist das etwa das Gleiche?

Dienstag, 15. November 2011

Niemand kann ein Künstler werden wollen

Verwirrender Titel.

Aber ich bin ja auch verwirrt. So geht es einem Menschen, der fast einen ersten akademischen Abschluss hat und feststellt, dass das was er tut, nicht das ist, was er tun sollte. Ich studiere Übersetzen, ein uneheliches Kind von Geistes- und Kommunikationswissenschaft. Das klingt jetzt negativer als es ist. Es macht natürlich nur Spaß in der praktischen Anwendung, die Theorie ist schon langweiliger, und das wissenschaftliche Arbeiten ist gar lästig. Vielleicht bin ich nicht zur Akademikerin berufen, aber der Norm- und Ordnungszwang der Bibliographie-Richtlinien allein muss wohl dem Vogonen-Planeten entsprungen sein. Von persönlichen Antipathien gegenüber einigen Dozenten mal abgesehen... egal, ich schweife ab:

Ich wollte, seit ich einigermaßen bewusst und windelfrei lebe, immer nur zwei Dinge tun: Geschichten schreiben und Bilder malen. Oft habe ich diese beiden Passionen verdrängt, doch sie kamen immer wieder hoch, wie ein Ball, den man im Schwimmbad unter Wasser drückt. Dann habe ich beschlossen, etwas zu studieren, was mir zwar gut gefällt, was aber nicht meine Passion ist. Und zwar bewusst beschlossen. Und jetzt – Überraschung! – stelle ich fest, dass ich lieber etwas anderes tun will, lieber etwas anderes sein will. Natürlich will ich ein Künstler sein, aber was ich nicht will, ist Künstler werden.

Wo ist der Unterschied? Nun, ich glaube, manche Künstler verbringen ihr Leben auf Sparflamme, wartend, gehemmt durch die eigenen Erwartungen an sich selbst. Manche warten auf den Moment der Größe und wollen gleich der nächste Dalí (für Literaten wahlweise – Goethe) sein. Sie wollen, dass ihre Kunst sie überlebt und vielleicht noch zu Lebzeiten berühmt macht. Und damit – glaube ich – wollen sie die Kunst instrumentalisieren. Der Zweck der Kunst ist dann nicht sie selbst, sondern der Künstler.

Manche Künstler dagegen widmen sich ganz ihrer Passion, werden Illustratoren oder Berufsschreiberlinge und fragen sich dann, warum das, was sie tun, plötzlich ein Handwerk ist, und keine Leidenschaft mehr und warum sie sich manchmal zum Arbeiten zwingen müssen, wo es doch früher solchen Spaß gemacht hat.

Aber am besten haben es eigentlich diejenigen verstanden, die als Kellner und Kassierer arbeiten und abends in ihrem Kämmerlein malen bzw. wild auf dem Laptop rumtippen. Ich vertrete ja die durchaus radikale Ansicht, dass Kunst frei bleiben muss, niemals fremdbestimmt, nicht gebunden an Aufträge – denn dann wird sie zur Interpretation, oder vor allem Geld – denn dann wird sie zum Handwerk. Ein Paradebeispiel dafür ist die russische Literatur des Goldenen Zeitalters (frühes 19 Jahrhundert). Wahre Klassik, geschrieben ausschließlich vom Adel, der frei war von existenziellen Sorgen, pragmatischen Problemchen und sonstigen Zahnschmerzen und somit in seinen Entfaltungsmöglichkeiten auch völlig uneingeschränkt.

Das ist der Grund, warum ich mir einen Beruf ausgesucht habe, der nicht meine Passion ist. Wenn es schon Geld oder Liebe sein soll, dann doch bitte nicht gleich die große Liebe. Schade ist nur, dass ich das zum Zeichnen gehörende Handwerk nicht systematisch sondern stückchenweise und aus verschiedensten Quellen lerne.

Ich will jetzt übrigens nicht sagen, dass jeder, der aus seiner Liebe seinen Beruf macht, falsch liegt. Nein, ich finde diesen Mut sogar sehr bewundernswert. Aber die höchste und lobenswerteste Motivation, kreativ zu werden, ist meiner Meinung nach, nicht potentieller Ruhm oder Geld, sondern immer die Idee und die Erschaffung selbst. Und während dieses Schaffensprozesses ist man ein Künstler, und wenn man kurz vom Schreibtisch aufsteht, um eine rauchen zu gehen, ist man es nicht. Deswegen behaupte ich: Man kann nicht Künstler werden, man kann auch nicht Künstler werden wollen, sondern nur Künstler sein. Und man ist es dann auch sein ganzes Leben lang, aber mit Pausen, und zwar wenn man gerade kellnern bzw. übersetzen muss.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Neues - Honking Antelope

Ich habe dieses Bild etwas comicartiger gezeichnet als sonst. Inspiriert von der Musik des sowieso tollen Serj Tankian.
Honking Antelope


Was soll das Ganze?

Samstag, 29. Oktober 2011

Dienstag, 18. Oktober 2011

Altes - Venus Trap

Dieses Bild ist wirklich alt und wirklich klein und sonst auch nicht so spektakulär. Es neu zu malen wird meine nächste Freizeitbeschäftigung rein, bevor im November mein Comiczeichenkurs losgeht.
Venus Trap

Samstag, 15. Oktober 2011

Slutwalk in meiner Stadt

Ich bin den Schlampenmarsch gelaufen. Zwar waren für nackte Haut in Leipzig in Oktober nicht die passenden Temperaturen, aber dafür habe ich meiner Unterstützung mit selbstgestalteten Plakaten Nachdruck verliehen:

Her lips say NO...

...but her eyes say NO

Ihrs

Pink ist Trendfarbe

Love sex, hate rape... and love music too!

Tapfere Miniröcke

It's okay to be gay too...

...even Madonna is gay sometimes!

Die coolen pinken Trommler

Genau, Diskriminierung ist eh nicht angesagt


Und "Nein" heißt "Nein"

Umfunktionierte Möbelkartons, nun im Besitz von Susanne
Vielen Dank an Susanne für ihre enthusiastische Unterstützung und ihren Einsatz als Plakatpartnerin.

P.S: Die Presse mochte meine Werke übrigens auch.


 26.10.11 c.a. 03:00 Uhr

Schlampe! Fotze! Hure! - Nachtrag zum Slutwalk

Viele Menschen verstehen nicht, was es mit den Schlampenmarsch auf sich hat. Viele Frauen fühlen sich beleidigt durch die Prämisse, dass alle Frauen Schlampen sind. Sie befürchten, dass das weibliche Geschlecht durch die Übersexualisierung seiner selbst noch weniger von den Männern ernst genommen wird. Und hardcore Feministinnen der zweiten Welle haben vermutlich schon ganz platte Nasen vor lauter "Facepalms". Egal, ich stehe der dritten Welle des Feminismus und in gewisser Weise auch dem sexpositiven Feminismus positiv gegenüber. Und ich stehe zu dem Slutwalk. Und hier der Grund, warum:

Alle Frauen sind Schlampen. Keine Frau ist eine Schlampe. "Schlampe" ist für mich ein Wort ohne Inhalt und Relevanz. Denn "Schlampe" ist kein objektiv definierter Begriff, das Wort "Schlampe" ist vielmehr ein Instrument, und zwar - fucking ja - ein urpatriarchalisches Instrument der Unterdrückung. Von Frauen. Durch die Unterdrückung ihrer Sexualität.

Um jemanden als Schlampe zu bezeichnen gibt es keine festgelegten Kriterien, dieses Wort wird nicht in Zusammenhang mit bestimmten Umständen zum Verhalten einer Frau verwendet, sondern vielmehr im Zusammenhang mit Umständen, die jeder für sich selbst definiert, sie sind von persönlichen Geschmack abhängig, und das kann eigentlich alles sein:

"Mir gefällt es nicht, dass eine Frau viele Sexualpartner hat" Übersetzung: "Von einer gesunden weiblichen Libido fühle ich mich bedroht, denn ich kann diese nicht - und die Frau somit ein Stück weniger - kontrollieren." - "Schlampe!"

"Mir gefällt es nicht, dass eine Frau mit jemandem Schluss gemacht hat und einen neuen Freund hat" Übersetzung: "Wie kann sie nur..? Wie kann sie es wagen, einen Mann unglücklich zu machen, als Frau, (die sind es doch, die immer leiden sollen, aber ein Mann... OMG!"  - Schlampe!

"Diese bunten kurzen und auffälligen Klamotten sehen nuttig aus" Übersetzung(en): "Sie traut sich, aufzufallen. Und das gefällt Leuten auch noch. Warum beachtet man mich nicht so sehr"/"Ich mag ganz einfach ihre Klamotten nicht." - Schlampe!

"Sie hat zwei Typen gleichzeitig." Übersetzung: "Sie lebt nicht in der von mir bevorzugten Beziehungsform" - Schlampe!

"Sie ist halt ne Schlampe!" Übersetzung: "Wie kann sie es wagen, sich nicht meinen Konventionen anzupassen!"

Abhängig von der Definition kann man jede, wirklich jede Frau als Schlampe bezeichnen. Dieses Wort ist lediglich eine Tarnung, und zwar eine ziemlich heuchlerische noch dazu, für die eigene Intoleranz eines bestimmten Lebensstils. Und rührt diese Intoleranz eben aus dem klassischen patriarchalischen Gesellschaftsmodell, das unter anderem den Bestandteil der Kontrolle des weiblichen Geschlechts hat. Und das weibliche Geschlecht kontrolliert man am besten indem man seine Sexualität kontrolliert (Beschneidung sag ich da nur). Daher gibt es die Heilige-Hure-Dualität. Die guten, kontrollierbaren Frauen (bzw. die gänzlich ohne Sexualität wie Mutti) sind die Madonnen und die anderen sind eben "Schlampen!". Und die, ja die haben es nicht besser verdient, als vergewaltigt zu werden, wenn sie nicht brav sind.

Ich will dieses Modell auflösen. Ich will dieses Wort kaputtficken. Ich will, dass es jegliche Bedeutung verliert, dass es verschwindet, oder, dass es meinetwegen als Worthülse bleibt, dafür aber keine moralische Keule mehr mit sich schwingt. Ich will, dass es dieses Konzept nicht mehr gibt, und als Mittel bin ich gern bereit, Worte umzudefinieren. Und wenn der Umdefinierungsprozess provozierende Maßnahmen und den In-Your-Face-Effekt von provozierender Kleidung erfordert, dann bin ich bereit, auch diese Mittel einzusetzen.

Frauen, ihr seid nicht gut oder schlecht aufgrund eurer Sexualität, eurer Attraktivität, eurer Kleidung oder eures Liebeslebens. Ihr seid gut oder schlecht, wenn ihr anderen schadet oder nützt.

Weide - eine schon etwas ältere Poesie-Miniatur

Er schlief und schlief unter der Weide und erwachte erst am Abend. Dann erwachte auch die Weide, und die Sonne starb einen kleinen karminroten Tot am Horizont.

- Weide - sagte er - Wir waren zusammen. Einst war da: Wir gehen schlafen... Wir gehen tanzen... Wir machen ein Kind... Wir essen unser Brot und trinken unseren Wein... Es war unser Gefühl, es war unsere Musik, unser Bett unsere Nächte und unser Leben.
- Wo ist sie jetzt? - fragte die Weide
- Sie ist verschwunden. Zuerst aber vergaß sie das Wort "unser" und alles ist "meins" geworden. Es wurde: "mein Haus", "mein Geld", "mein Leben" und "mein Gefühl", "meine Erinnerung...". Es wurde alles nur noch ihres, nicht mehr unsers, und sie ist verschwunden.
- Dann bist du verschwunden - sagte die Weide
- Ich? Verschwunden?
- Ja, so wie es aussieht. - sagte die Weide

Er seufzte nur leicht und bemerkte wieder wie das Gewicht der feuchten Erde auf seine Brust drückte.

"Es wird wieder Nacht", dachte er "wie schade."

(c) Cosmic Dust
Anmerkung: Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod

Montag, 10. Oktober 2011

Gebet an den leeren Himmel

Würde ich an Gott glauben, könnte ein Gebet von mir so aussehen. Aber ich bin ungläubig. Stattdessen stelle ich diese Fragen demjenigen, der das liest, wer auch immer es sein mag:

Wie soll ich überhaupt ein guter Mensch sein können?

Wie soll ich kein Essen verschwenden, wenn Restaurants, Hotells, Messen jeden Tag mehrere Biotonnen voller gutem Essen wegwerfen? Und zwar nachdem davon schon alle Kellner und Küchenhilfen zu Abend gegessen haben?

Wie soll ich Wasser sparen, wenn ein Kilo Rindfleisch in der Herstellung 15.000 Liter Wasser verbraucht und die Rinder in Massentierhaltungen nach wie vor zu tausenden gehalten werden?

Um beim Thema zu bleben: Wie soll ich meinen Fleischkonsum einschränken, wenn im Sommer im Park 15 Grills um mich rumstehen und bei McDonalds jede Samstagnacht eine Riesenschlange von Menschen auf Burger wartet?

Wie soll ich die Umwelt schützen, wenn in China Quecksilberflüsse fließen, Russland seine Taiga für Küchenpapier verkauft und für die bereits oben erwähnten Rinder ständig neues Weideland freigemacht werden muss?

Wie soll ich keine Ressourcen verschwenden; kein Konsumopfer sein und nicht jedes sinnlose Stück neuer Technik, hergestellt mit wertvollem Erdöl, kaufen wenn Millionen von Apple-Zombies wieder vor dem Glaswürfel auf das neuste Produkt warten?

Wie soll ich die Erde nicht überbevölkern, wenn das globale Bevölkerungswachstum 2,45 Menschen pro Sekunde beträgt und in weniger als einem halben Jahr 7 Millionen Menschen auf der Welt leben werden?

Wie soll ich niemandem Schaden zufügen, wenn sich Menschen in Lybien und Syrien nach wie vor gegenseitig umbringen, verstümmeln und vergewaltigen wie eigentlich auch überall sonst seit tausenden von Jahren?

Die Welt ist so unvollkommen. Die Welt ist so zerbrechich. Die Welt ist nur das kleine bisschen Kriechen auf einer dünnen Kruste eines winzigen blauen Punktes im Universum. Das ist alles Leben, was jemals existiert hat. Es wird sich selbst verzehren. Und ich bin ein Teil davon. Ich kann nichts dagegen tun.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Aliens (Kein Post über Kosmos)

Anmerkung im Vorfeld: Ich bin kein Sexist, ich hasse Männer nicht und halte sie nicht für das schlechtere Geschlecht. Kein Geschlecht ist dem anderen überlegen, und beide Geschlechter können mit Sicherheit eine nicht ganz ernst gemeinte und etwas persiflierte Kritik einiger ihrer Vertreter ganz gut verkraften. ^^


Ich bin nicht die jüngste Person. Zwar bin ich auch noch nicht alt, aber durchaus in einem Alter, in dem Menschen nach echten zwischenmenschlichen Beziehungen suchen, zumindest manche von ihnen. Meine Freunde zum Beispiel scheinen ganz glücklich zu sein mit ihren Pärchenabenden und ihren gemeinsam verbrachten Wochenenden. Und ich freue mich für sie. Doch wirklich. Aus mir spricht kein Neid, ich möchte keine Pärchenwochenenden, keine Spaziergänge und neidisch bin ich auch nicht, auf die, die das haben. Viel eher spüre ich seit einiger Zeit eine gewisse absurde Faszination davon, wie wenig mir das andere Geschlecht tatsächlich gefällt. Und, nein, eine solche Aussage impliziert nicht den Wunsch, gleich das Ufer zu wechseln. Wobei das im Moment auch keinen Unterschied machen würde, denn ich fühle mich allen Menschen - Frauen wie Männern gleichermaßen - seltsam entfremdet, wie ein Alien in einem Menschenkostüm. Und durch die Augenschlitze meiner Menschen-Gummimaske sehe ich sie, die Frauen und Männer und besonders die Letzteren schaffen es immer wieder auf vielfältige Weise, mich zu enttäuschen. Schubladendenken ist eine Sünde, aber: Egal, ich versuche trotzdem mal die vielfältigen Exemplare aus den vielen enttäuschenden Männerbegegnungen zu kategorisieren, Es handelt sich ja eher um kategorisierte Persönlichkeitsmerkmale, nicht um kategorisierte konkrete Menschen:


Typ 1: Das innere aber eigentlich auch äußere Kind

Ich dachte ja, dass sich die Lücke in der Entwicklung von Mädchen und Jungen irgendwann kurz nach dem zwanzigsten - spätestens einunszwanzigsten - Geburtstag schließen wird. Ich lag falsch. Dieser Typ interessiert sich um ein vielfaches mehr für selbstgebastelte Böller, seinen WoW Account, Mangas/Comics und vielleicht auch für das Bemalen von Warhammer-Figuren als für menschlichen Kontakt. Mir scheint, dass diese Form von Eskapismus als Fluchtmechanismus aus Angst vor Frauen recht verbreitet beim männlichen Geschlecht ist. Wenn sich schon eine ganze Sitcom, namens "The Big Bang Theory", damit auseinander setzt, muss es eine beliebte Methode zur Flucht vor der eigenen Feigheit sein. Metafeigheit sozusagen.


Typ 2: Der Langweiler

Das wichtigste Merkmal hier ist: Man hat permanent das Gefühl, dass alles, was er sagt, nicht gesagt werden muss, weil es so offensichtlich ist, oder bereits bekannt, oder überflüssig. Er ist nett, keine Frage, so nett wie ein Schluck warmen Wassers oder ein hellblaues Hemd. Man bekommt ihn genau so, wie man ihn einschätzt, nicht mehr, und - wenn man nicht zu viel erwartet - auch nicht weniger. Er ist keine Herausforderung, man wächst nicht an ihm, oder lernt von ihm etwas Neues. Gut für die Frau, die das nicht will. Er ist der Durchschnittstyp in einer beliebigen Disko.


Typ 3: Der Widerling

Dieser Typ stalkt einen wochen- oder monatelang über soziale Netzwerke oder Communities, und man weiß schon im Voraus, dass man ihn im richtigen - ich meine so richtig analogem - Leben nie ansprechen würde, und auch nicht mit ihm reden würde, wenn er einen anspricht. Er sucht nach Sex, und dabei tarnt er sich mit seinen "Lust auf einen Kaffee?" und "Naja, ich suche auch nach Freundschaft" nicht einmal besonders geschickt (oder er definiert den Begriff "Freunde" irgendwie ganz verquer), jedenfalls sucht er nicht nach echtem menschlichen Kontakt, mehr nach einer Unterleibszweckgemeinschaft. Leider sucht er so eifrig, dass er dabei verzweifelt wirkt, was natürlich nicht besonders mysteriös, cool und sexy rüberkommt. Ein Teufelskreis...


Typ 4: Der Unflexible

Er bietet schon mehr als seine Kollegen, unter anderem sogar interessante Gespräche und Nährboden für gegenseitiges Verständnis. Und mag er auch noch so hip und jung sein und vielleicht sogar selbstgedrehte Zigaretten aus aromafreien Tabak rauchen und Chucks tragen, irgendetwas in seinen Ansichten unterscheidet  ihn trotzdem nicht wirklich von seinem Herrn Vater aus der neobürgerlichen Kleinstadt aus der er in die große weite Welt entkommen ist. Entkommen ist er vor allem körperlich, geistig steckt zumindest ein Teil von ihm noch in der Provinz fest, und dieser Teil ist es auch, der sich über Vegetarier und Feminismus lustig macht, über Aktionismus und generell das bisschen "Hippiescheiße" in einem und vielleicht irgendwann ja doch einen SUV haben wollen und CDU wählen wird.


Typ 5: Der gute Sohn

Er ist eigentlich total okay. Er ist sogar ziemlich cool. Er ist toll. Er ist so toll, dass er einen Haken haben muss. Der Haken ist: Er ist ein erwachsener Mann, der jedes oder fast jedes Wochenende seine Mutter besuchen fährt bzw. seine Eltern. Ja, Junge, du hast Glück, dass deine Eltern für dich wie deine Freunde sind, aber welche Frau will schon ständig mit der Mutter des Freundes rumhängen? Du bist erwachsen, du bist finanziell schon (fast) selbstständig, wäre schön, wenn du auch irgendwann psychisch selbstständig wirst.


Typ 6: Der sterbende Schwan

Ah, mein Lieblingstyp! Er könnte eigentlich alles haben. Sein Leben ist geregelt, seine Berufschancen erfolgversprechend, er ist schlau, nicht unattraktiv, hat vielfältige Interessen und auch Freunde. Er ist eigentlich kein Freak, aber er verbaut sich sein Privatleben mit großer Leidenschaft selbst. Man denkt sich immer: "Was zur Hölle ist eigentlich dein Problem?", und er weiß es nicht. Er kann nicht glücklich sein und, selbst wenn die Sonne scheint und eine Frau ihn anlächelt, macht er für sein Leben gern ein sorgenvolles und bedrücktes Gesicht. Selbst im Kreis seiner Freunde ist er einsam, selbst in den Armen einer Geliebten verliert er nie die Kontrolle und selbst sich gegenüber kann er nicht eingestehen, dass der Ursprung seiner persönlichen Probleme so gut wie immer in seinem Kopf liegt und er schon längst glücklich und verheiratet sein könnte, wenn er wollen würde.
Ich mag ihn. Natürlich beißt man sich an ihm die Zähne aus, und natürlich kann man lange drauf warten, dass er einsieht, dass er an sich arbeiten muss, aber zumindest ist er komplex. Komplexe Menschen sind immer besser.


Das ist mein Dossier aus den verschiedensten Begegnungen mit dem anderen Geschlecht während der letzten Wochen/Monate. Natürlich bin ich viel zu streng und könnte wahrscheinlich auch längst verheiratet sein und so weiter... und natürlich ist es auch unfair, alle möglichen Männer so zu kategorisieren, vor allem auch solche, die überhaupt nichts von mir wollen. Aber, nein, ich scanne nicht gleich jedes Exemplar des anderen Geschlechts nach Beziehungstauglichkeit ab, das wäre irgendwie jämmerlich. Was ich tue ist: Ich vergleiche die Realität mit der Wunschvorstellung. Und die Realität lässt sich bisher am besten mit dem Wort "FAIL" beschreiben. Nein, im Moment möchte ich definitiv mit niemandem davon einen Spaziergang teilen. Ich frage mich sowieso langsam, ob die Auswahl nicht gar nur aus verschiedenen Kombinationen der oben genannten Typen besteht. Das würde bedeuten, dass ich für immer als Alien leben muss, unter Menschen, die mir wiederum wie Aliens vorkommen.

Mittwoch, 21. September 2011

Ich bin agoraphobisch. Sowohl in der physischen Welt als auch in der immateriellen. Der Kokon aus Gipskartonwänden ist meine Welt, das offene Fenster ist mein Ausflug, die Internetstreams sind die Konservendose meiner Gedanken. Ich komme wieder, wenn ich muss; wenn die Realität mir keine Wahl lässt. Bis dahin bin ich auf keine Weise unter Menschen.

Mittwoch, 14. September 2011

Eismeer

Ich habe gerade nichts kluges zu sagen und nichts kontroverses zu zeichnen, aber dafür verlinke ich hier ein tolles Musikstück.
Ich kann diese Musik schwer beschreiben, aber ich kann nur sagen, dass sie von Mal zu Mal besser wird. Und: mir ist kalt, obwohl draußen 20°C sind. Ich hätte ein anderes Hintergrundbild gewählt, etwas ähnliches wie das "Rosenrot"-Cover von Rammstein zum Beispiel...

Dienstag, 30. August 2011

Neues - Hare

Ich habe in letzter Zeit eine Vorliebe für die Darstellung des Hasen in der Kunst
Hare
Das Bild ist gestern entstanden. Warum male ich immer etwas, das so aussieht wie das hier?

Montag, 29. August 2011

Hasen und Hamster

Eines Tages schmeißt du den Job hin. Und zwar praktisch. Theoretisch hast du ihn ja schon vor Monaten hingeschmissen, und zwar an dem Punkt, wo du nicht nur keine Arbeitsmoral übrig hattest, sondern, wo es dir dann auch egal war, dass deine Vorgesetzten es gemerkt haben.

Hättest du nur wahrgenommen, was du dir selbst die ganze Zeit zu sagen versucht hast: Das Phantomklingeln nachts, dass dir bei Radiosendungen die Telefonstimmen der Anrufer plötzlich unangenehm waren, wie deine Stimme immer monotoner wurde und dein Gesicht an deiner Arbeitsnische immer länger, und – das Schlimmste von allem – wie du gedacht hast, dass alle Menschen in Deutschland so wären, wie die, mit denen du telefonierst. Hättest du das wahrgenommen, dann hättest du dich und deine sich nicht regenerierenden Nervenzellen schnell aus dem Callcenter befördert. Du hättest die Tatsachen um dich herum beobachten sollen. Deine Kollegen waren keine schlechten Menschen, aber noch bevor du auch so geworden bist wie sie, hättest du merken müssen, dass sie wie Roboter reden, wenn sie telefonieren. Wenn der Fernseher während der Arbeit lief, hättest du gesehen, dass sie sich über betrogene Frauentausch- und Mitten-im-Leben-Gestalten dort lediglich lustig machen und nicht mal ein Tröpfchen Empathie empfinden; dieses fehlende Tröpfchen hätte dich skeptisch machen müssen. Und als du gesehen hattest, wie ernst sie ihre Aufgabe – das telefonische Verkaufen von Produkten aus Dauerwerbesendungen, zu überteuerten Preisen und Portokosten – nehmen, hättest du nicht nur die Alarmglocken, du hättest Hurricane-Warnsirenen hören müssen. Und spätestens als die sensible Theaterwissenschaft-Studentin und die alternative Poetry-Slam-liebende Veganerin den Laden nach kürzester Zeit verließen, spätestens dann hättest du auf deine Intuition hören müssen, die dir sagte, dass du etwas moralisch fragwürdiges machst.

Aber du hast gekämpft. Gegen Windmühlen. Die Kunden haben nicht plötzlich die Tugend der Höflichkeit erlernt, die Produkte wurden nicht besser oder zumindest ihr Preis angemessener, die Werbung nicht weniger penetrant und die Kollegen haben auch nicht damit begonnen, ihr Handeln zu reflektieren. Nur du hast dich ein Jahr lang beleidigen und unterbrechen lassen, warst der Sündenbock der Kunden und der Vorgesetzten, musstest den berechtigten sowie den belanglosen Unmut beider Parteien ausbügeln, hast deine eigene Verzweiflung ignoriert. Du hast Vorurteile gegenüber Menschen mit Dialekten entwickelt, dann Vorurteile gegenüber Menschen bestimmten Alters, bestimmter Herkunft, bestimmter Region und dann gegenüber allen anderen Menschen. Und du hast dich nicht getraut zu glauben, dass du – ja auch du - dir zu schade für einen Job sein kannst, wie die angehende Theaterwisenschaftlerin und die Veganerin. Bist du nun arrogant, weil du dich für besser als deine ehemaligen Kollegen hältst? Und bist du nicht eigentlich irgendwo verachtenswert, weil du das inkonsequenterweise erst nach einem Jahr eingesehen hast?

Du hast versucht tapfer zu sein, aber du bist es nicht, du bist ein Angsthase. Du hattest Angst vor einer leeren Geldbörse und auch vor pöbelnden Kunden. Doch am meisten Angst – und das spricht eigentlich für dich – hattest du vor dem, was dieser Job aus dir machen wollte: einen verbitterten Misanthropen. Du bist sensibel. Du hasst es, dich ungerecht behandelt zu fühlen. Du hasst es, ein Fußabtreter zu sein. Du hasst es, den Menschen auf ihre Rüpelhaftigkeit nicht mit Süffisanz begegnen zu können. Damit bist du ganz und gar ungeeignet für ein Callcenter. Und Schande über dich, dass du es erst jetzt merkst.

Ein bisschen neidisch bist du schon auf die anderen, die dort weiterhin ihr Geld verdienen können. Vielleicht brauchen sie es nur dringender als du. Du wünschst dir auch, du könntest, wie ein Hamster im Laufrad, weiterhin in diesem Job bleiben, aber du bist nicht tapfer genug, um neben ihnen um die Wette auf der Stelle zu treten, und zu sehen, wie die Wand daneben sich niemals ändert und wie die selbe Speiche mit dem roten Fleck immer wieder an dir vorbeikreist. Vielleicht haben sie dich zum Schluss auch dafür verachtet, dass deine Stimme deine Stimmung verraten hat und deine Stimmung einfach niedergeschlagen war. Aber dir ist das egal, du willst nicht einmal sauer auf sie sein. Du lehnst dich zurück und wartest auf den Augenblick, wenn du sie verachtest, weil ihnen ihr Job anscheinend ernsthaft gefällt und auf den Augenblick, wenn du sie bemitleidest, weil sie anscheinend vergessen haben, dass es Jobs außerhalb des Callcenters gibt, Jobs, die keine Laufräder sind.

Eines Tages schmeißt du den Job hin; und dann wirst du, als der sensible Mensch der du bist, Existenzängste haben, du wirst dich wieder auf die Suche machen, du wirst dich wieder irgendwo als nervöser Neuling einarbeiten müssen, du wirst unsicher sein und nicht tapfer genug, da zu bleiben wo du warst wo du hinter dem Gedanken stehen musst, Menschen abzuzocken. Du wirst dich trauen, ein Angsthase zu sein.

Mittwoch, 24. August 2011

Altes - Heart Disposal

Heart Disposal
Ich hatte mal 600 Herzen, aber das ist lange her, mindestens 600 Jahre.

Dienstag, 23. August 2011

Verachtenswert, oder etwa nicht?

Verachtenswert, oder etwa nicht? Eigentlich mag sie niemand. Niemand mag schwache Menschen. Schwache Menschen sind so arm dran, dass wir nicht eimal eine ordentliche Portion leidenschaftsbeladenen Hass und nur ganz selten ein bisschen Wut abbekommen, sondern höchstes die schlimmste Form von Verachtung - wir sind von ihnen gelangweilt.

Wir sind gelangweilt von ihrer ewigen emotionalen Instabilität, davon, dass sie ihr Liebesleben nie in den Griff kriegen und zum dritten Mal mit dem Kumpel rumknutschen, der heimlich in sie verliebt ist, und uns dann zum fünften Mal bei einem Glas Rooibostee davon erzählen.

Wir sind gelangweilt davon, dass sie alles tun, um den Frieden zu wahren, auch wenn es bedeutet, sich von einem Ed Hardy-Träger bei irgendeiner beschissenen Hausparty öffentlich beleidigen zu lassen und seinen ohnehin schon amöbenartig-weichen Standpunkt fallen zu lassen, nur weil der Klügere ja nachgibt.

Wir sind gelangweilt von ihren traurigen Smileys und "ich bin so krank"- Meldungen in unserem Facebook-Feed.

Wir sind gelangweilt, weil sie sich selbst so wichtig nehmen, dass sie uns ein halbes Jahr lang immer noch nach dem dritten Glas Whiskey was wegen ihrer acht Monate zurückliegenden Trennung vorheulen.

Wir sind gelangweilt von ihren hoffnungslosen Seufzern, wenn sie uns von ihren verhassten Jobs erzählen.

Wir sind gelangweilt von ihrem Selbsthass, ihren Selbstzweifeln, ihren Selbstverletzungen und überhaupt von ihnen selbst selbst selbst.

Wir möchten sie bei den weichlichen, blassen Schultern packen und sie schütteln, bis ihnen alle Tränen aus den Äuglein ausgetropft sind. Wir möchten sagen: "Hör auf zu jammern, wenn du ein Problem mit deinem Leben hast, dann denk darüber nach, wie du es lösen willst. Lern neue Männer kennen; steh zu dir selbst; nimm ne Aspirin und geh ins Bett; sprich mit dem Chef und wenn die quälenden Selbstzweifel kommen, dann gib deinem Kopf mal Futter, denn meistens kommen solche Gedanken, wenn man sonst nichts zu denken hat.
Das alles möchten wir sagen. Aber eigentlich können wir es auch lassen. Wir ändern sowieso nichts an den anderen Menschen. Das wissen wir, aber wir sagen es ihnen trotzdem. Denn der einzige Moment, in dem sie uns nicht langweilen, ist der Moment in dem sie uns das Gefühl unserer eigenen Wichtigkeit bestätigen, darin dass unser Rat irgendwo gebraucht wird.

So sind wir: Immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, uns selbst zu bauchpinseln und unseren Egoismus zu befriedigen. Das ist ganz schön vorhersehbar, und darin auch wieder langweilig, und das wissen wir. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum wir mit ihnen befreundet bleiben, mit ihnen Rooibostee und Whiskey trinken, ihre Facebook-Beiträge kommentieren und mit ihnen zusammen böse aus der Ecke den Ed Hardy-Typen angucken. Am Ende sind wir damit zufrieden, dass wir von ihnen gelangweilt sein können.

P.S. Ich bin kein Misanthrop, nur nicht so blendend gelaunt, heute.

Dienstag, 12. Juli 2011

You decide:

...or not, since it's not really a subject of free will. If there is a free will to begin with.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Altes - Succubus

Ich würde diesen Blog gern fröhlicher und unbeschwerter gestalten.
Aber das passt nicht zu mir.
Daher versuche ich nur, ihn schöner aussehen zu lassen.
Aber das mag auch nicht jedem gefallen.

Succubus


Ich mag Metal und zu meiner Teenager-Zeit war ich selbstverständlich ein Antichrist. <- Achwas, das bin ich heute immer noch, aber heute tue ich dabei intellektuell.

Sonntag, 3. Juli 2011

Platon, Shakespeare und Futurama.

Natürlich wäre es größenwahnsinnig, zu denken, in einem Blogeintrag könnte man ein kompliziertes Phänomen wie Liebe erklären. Ein bisschen was habe ich aber dennoch dazu zu sagen.
Vor allem weil mich in meinem Leben immer wieder Menschen mit Behauptungen ärgern, über so menschlichen Emotionen wie Eifersucht und Trennungsschmerz zu stehen.

Zunächst einmal ein paar Definitionen. Es gibt viele verschiedene Auffassungen, aber die anschaulichste ist wohl die der altgriechischen Philosophen, die Platon in seinem Liebesbegriff später weiterentwickelt hat. Demnach gibt es drei Arten von Liebe:

Eros - die romantische, an den Sexualtrieb gekoppelte Liebe
Philia - die gegenseitige freundschaftliche Liebe und gegenseitiges Verständnis und Anerkennung.
Agape - die bedingungslose und fördernde Nächstenliebe

Unsere Zweierbeziehungen basieren normalerweise auf einer Mischung aus Eros und Philia. Wir sind idealerweise sehr gut befreundet mit unserem Partner und haben ein sexuelles Verlangen nach ihm und einen gewissen Anspruch auf Exklusivität, damit unser Partner ja mit uns und nicht mit jemand anderem die von unserem Eros geforderte sexuelle Bindung eingeht und bereit ist, das shakespearesche "Beast with Two Backs" zu formen.

Der Ausdruck "Beast with Two Backs" stammt übrigens aus der Tragödie Othello. Der heißblütige Othello, durch die Intrige des überaus schlauen und missgünstigen Jago getäuscht, bringt seine Frau Desdemona aus unbegründeter Eifersucht um, nur um unmittelbar danach herauszufinden, dass sie ihn ja gar nicht betrogen hatte. (In dem Stück geht es außerdem noch um Rassismus, und die Tücken des Alkoholkonsums, aber das ist jetzt unwichtig).

Menschliche Gefühle sind Reaktionen auf die Geschehnisse der Umwelt. Eros ist daher ein Gefühl bzw. Gefühlskomplex, zu dem so hässliche Emotionen wie Eifersucht, Selbstzweifel, Traurigkeit, Sehnsucht und Groll auf unseren Partner gehören. Auch Philia ist an Bedingungen geknüpft, denn wir sind nur bereit zu freundschaftlichen Gesten und Gefühlen, wenn wir diese von unseren Freunden erhalten. Und wenn nicht, sind wir traurig und enttäuscht.

Agape dagegen ist unbedingte Nächstenliebe. Soweit ich das richtig verstehe ist das auch die Liebe zu kleinen Katzen und das, was manche Menschen dazu veranlasst, Omis in der Bahn den Platz zu überlassen oder einem Obdachlosen ein Brötchen zu kaufen. Man kann natürlich auch sagen, dass wir alles aus egoistischen Motiven tun – in diesem Fall um uns selbst als Mensch besser zu fühlen – aber dennoch: In diesem Moment wollen wir von diesem Menschen keine Gegenleistung. Wir sind gütig. Und das ist am ehesten ein Zustand als ein Gefühl. Agape kommt aus dem Innersten einer Person und wie stark sie ist, hängt davon ab, wie emotional stabil, ausgeglichen und zufrieden mit sich selbst die Person ist. Zwar kann dieser Zustand je nach Tagesform eines Menschen variieren, liegt aber doch zum größten Teil in seinem Inneren.

Schön, dass die Platon und die Philosophen der Antike das unterschieden haben. Die meisten Menschen definieren die Liebe eher als eine amorphe Mischung dieser drei Aspekte, und der Schwerpunkt ist je nach Mensch unterschiedlich gesetzt. Auch die Serie Futurama beschäftigt sich übrigens mit Liebe. Futurama ist witzig und geistreich (und wer das anders sieht, schubst auch kleine Enten in den Teich). Leider wurde Futurama für eine gewisse Zeit abgesetzt und ist nur noch in Form von Filmen direkt auf DVD erschienen. In einem dieser Filme – und hier ist der Plot ein bisschen schräger als der von Othello – geht es um das Wesen Yivo aus einem Paralleluniversum, das alle Menschen auf der Welt liebt und eine Beziehung mit jedem von ihnen eingeht, in der niemand Eifersucht empfinden muss. Nur so als Anmerkung: Klingt Yivo nicht ein bisschen wie Yahweh, der alttestamentarische Gott, der, wie manche behaupten, auch alle Menschen liebt? Die absichtliche nicht-Differenzierung des Films zwischen Eros und Agape spiegelt sich schon in der Absurdität des Namen wider: "The Beast with a Billion Backs". Und genau so absurd ist eigentlich auch die Behauptung mancher, dass Liebe zu einem anderen Menschen nicht weh tun würde, wenn sie nur mehr so wäre wie die ideale und bedingungslose Nächstenliebe, wenn sie mehr Zustand als Gefühl wäre, wenn wir uns nur über die Bekanntschaft mit unserem Partner freuen würden, ohne von ihm zu verlangen, treu zu sein und unsere Gefühle zu erwidern. Dann wäre doch alles gut. Wenn Othello diese Herangehensweise doch nur gekannt hätte...dann hätte es am Ende kein Drama gegeben (aber auch kein Werk der Weltliteratur).

Futurama, wie gesagt, führt diesen Gedanken ad absurdum. Und das ist auch richtig so. Denn es wäre zwar schön, wenn es möglich wäre ohne die hässlichen Rosenkriege leben zu können. Und es wäre schön, wenn jeder Mensch zu dieser Erkenntnis kommen würde. Aber genau so wenig möglich. Denn Eros und Philia werden immer etwas fordern (Aufmerksamkeit, emotionale und sexuelle Treue, Verbindlichkeit) und, wenn sie es nicht bekommen, Leiden verursachen. Und das sind doch letztendlich die Arten von Liebe, die in Beziehungen zählen. Eros ist nicht Agape. Und Agape ist keine beziehungstaugliche Liebe, es sei denn jemand möchte mit der Oma aus der Straßenbahn tatsächlich zusammen sein.

Ja, es gibt noch so etwas wie offene Beziehungen, Swinger, Polygamie und Polyamory. Hier lange darüber zu schreiben, würde den Rahmen sprengen. Daher fasse ich mich möglichst kurz: Ja, man kann sexuelle Beziehungen neben dem eigentlichen Partner haben, ohne dass dieser eifersüchtig wird. Der Partner wird aber nicht eifersüchtig, weil er auf einer anderen Ebene (zum Beispiel der Gefühlsebene) Exklusivität genießt. Man liebt einen einzigen Menschen dann doch mehr als alle anderen.

Der Film endet übrigens auch mit einem gebrochenen Herzen, was uns subtil darauf hinweisen soll, dass fehlerhafte Menschen die Idee der freien, perfekten und bedingungslosen Liebe nicht umsetzen können, nicht einmal, wenn der Partner ein perfektes all-liebendes Wesen ist. Wir werden immer eifersüchtig sein. Wir werden auf der emotionalen und meistens auch der sexuellen Ebene immer wollen, dass unser Biest nur zwei Rücken hat. Ich glaube, das ist ganz natürlich. Wie albern würde denn auch ein Biest mit einer Milliarde Rücken aussehen?


P.S.: Lest mehr Shakespeare! Und guckt vor allem mehr Futurama!

Donnerstag, 30. Juni 2011

Frikadelle des Anstoßes

- Jede Mensa hat ein vegetarisches Angebot, es ist sehr wichtig, aber nicht sehr umfangreich. Manche Mensen meinen, alle paar Monate mal einen ausschließlich vegetarischen Tag einlegen zu müssen.

- Das ist wichtig für das Klima, aber auch für das Ego der Organisatoren.

- Manche Fachschaftsräte meinen daraufhin auf dem Campushof einen Grill aufstellen und Protest-Bratwürste grillen zu müssen. Das ist wichtig für alle Männer, die keinen Tag ohne Tier auf Toast auskommen können.
Ich beurteile hier nichts moralisch. Ich weiß ja auch gar nicht, ob ich diesen Veggie-Tag für eine gute oder schlechte Idee halte. Stattdessen freu ich mich nur über ein breiteres fleischloses Angebot.

- Es ist doch aber so, dass Menschen von Natur aus Allesfresser sind. Deswegen haben wir sowohl Eckzähne, die evolutionsgeschichtlich zum Reißen der lebendigen Beute vorgesehen waren sowie Vormahl- und Mahlzähne zum Zermalmen harter (zellulosehaltiger) Nahrung.

- Gehen wir von dem Natur-Argument aus, so sind Menschen wahrscheinlich auch nicht für monogame Beziehungen vorgesehen. Unsere nächsten Verwandten, die Zwergschimpansen und Schimpansen leben in fröhlichen, Harem-artigen Zuständen und auch wir wechseln im Leben mehrmals den Partner. Es ist für Menschen ebenfalls nicht natürlich zu fliegen und sich Organe herausnehmen zu lassen. Dennoch stecken wir uns Ringe an die Finger, fliegen in den Urlaub und lassen nahezu problemlos Blinddarmoperationen durchführen. "Natürlich" bedeutet weder "moralisch richtig" noch "moralisch falsch" und es bedeutet ebenso wenig "vorbestimmt". Wir sind doch sonst so stolz über den Sieg der Wissenschaft über die Natur, der uns ermöglicht ein komfortables und schmerzfreies Leben zu leben und 90 Jahre alt zu werden. Solange es um unseren Komfort geht, stört es uns nicht, wenn etwas unnatürlich ist. Überhaupt stört es uns nur dann, wenn es darum geht, unseren Komfort vielleicht einschränken zu müssen.

- Man braucht Proteine und Eisen zum Überleben. Fleisch enthält die nötigen Stoffe in den nötigen Mengen, die der menschliche Organismus evolutionsbedingt zum Überleben braucht.

- Es ist einfacher, sich die nötigen Proteine und das Eisen aus dem Fleisch zu holen, doch es ist nicht unmöglich, sie zum Beispiel ebenso aus Milchprodukten, Eiern, Nüssen und roten Früchten und Beeren zu beziehen. Wenn man Lust hat und sich Mühe gibt, kann man sich leicht im Internet über die entsprechenden Lebensmittel informieren. In einer hochentwickelten Zivilisation gibt es immer Alternativen und niemand muss dann an Mangelerscheinungen leiden. Sonst würde ja jeden Tag irgendwo ein Vegetarier vom Bürostuhl fallen.

- Tiere essen sich auch gegenseitig. Wenn man alle lebendigen Organismen auf der Welt bedenkt – also auch Plankton zum Beispiel – so ist es doch das Schicksal der meisten Kreaturen, gefressen zu werden. Und wenn ein Tiger zum Beispiel die Gelegenheit hat, einen Menschen zu fressen, wird er es tun. Die Natur hat es eben so eingerichtet, dass das Überleben eines Organismus vom Tod der anderen Organismen abhängt. Auf die Spitze getrieben könnte man sagen, ohne diese Wechselwirkung gäbe es nicht das Prinzip der natürlichen Auslese und keine Evolution.

- Tiere jagen und fressen sich gegenseitig in ihrer natürlichen Umgebung, das ist richtig. Und niemand will hier der Natur in ihre Wirkungsmechanismen reinreden. Aber, um das Problem mit diesem Argument näher beschreiben zu können, müsste man ein bisschen weiter ausholen.
Und zwar: Es gibt in der Industriewelt einfach zu viele Menschen. Ja, zugegeben, in Regionen wie Südostasien gibt es viel zu viele Menschen, aber die haben einen quantitativ anderen Fleischkonsum als der Westen (und es wäre auch monströs, wenn ihr Fleischkonsum genau so hoch wie der des Westens wäre). Nein, aber es sind wir, die den Luxus, den wir einmal mit Hilfe der Industrialisierung und der Massenfertigung erlangt haben, nicht mehr missen wollen. Wir brauchen unsere Grillwochenenden und unsere McDonalds Burger nach einer Party nachts um halb vier. Aber die Tiere, aus denen das Ganze gemacht wird, werden nicht von uns in natürlicher Umgebung gejagt, sondern extra dafür erschaffen, um gegessen zu werden. Und zwar in automatisierten Verfahren, die eine Massenverarbeitung des von ihnen stammenden Fleisches ermöglichen. Ist es möglich, ein Tier noch mehr von seiner natürlichen Umgebung zu entfernen? Das Problem mit diesem Argument ist also nicht, dass sich Lebewesen gegenseitig töten – weil es ja natürlich ist – sondern, dass man dieses gegenseitige Töten nicht mit der Massentierhaltung und unserer Art, Tiere zu töten, vergleichen kann.

- Tiere haben keine Selbstwahrnehmung, also macht es nichts, wenn wir sie nur als Fleischproduzenten halten, sie nehmen es nicht wahr und sie leiden ja möglicherweise gar nicht, sie kämpfen nicht um das Überleben, leiden keinen Hunger oder Kälte und kennen auch kein anderes Leben.

- Über die Selbstwahrnehmung und die Empfindungen der Tiere weiß man noch nicht alles und es wird noch geforscht. Tatsache ist aber, dass sie Schmerzen, Freude, Trauer und Empathie auf einem grundlegenden Level empfinden können. Manche Hunde und Katzen (vor allem solche, die nicht gegen ihr Spiegelbild kämpfen) vermitteln den Eindruck, dass sie sich selbst sehr wohl wahrnehmen können.
Wir haben zwar schon gesagt, dass wir unser Leben nicht unbedingt wie von der Natur vorgesehen leben müssen. Wir tun das vor allem um unser Leben zu verbessern, aber bei der Massentierhaltung ist das ja wohl sicher nicht der Fall. Das ist zwar nur Spekulation, aber ich vermute, dass Tiere die ihr ganzes Leben in der Massentierhaltung verbringen sehr wohl Leid empfinden und zwar aus dem Grund, dass ihre Lebensbedingungen bedeutend schlechter sind als in der freien Natur. Denn obwohl sie nicht verhungern oder frieren, so fehlen doch den Kühen zum Beispiel Wiesen und frische Luft oder frisches Gras oder den Schweinen die Möglichkeit im Dreck zu wühlen oder sich generell zu beschäftigen (und ihre Instinkte sagen ihnen ja vielleicht, dass sie das gern tun würden).
Wer weiß, wie die Menschheit in ein paar Jahrhunderten über Massentierhaltung denken wird. Tendenziell – und das ist doch sehr gut – neigen wir dazu, immer humaner mit den Schwachen umzugehen. Zunächst hören wir auf, unsere Sklaven zu Tode zu prügeln – oder überhaupt zu versklaven, dann stellen wir fest, dass wir unsere Kinder besser behandeln müssten, dann beschließen wir, dass Frauen, Farbige und Homosexuelle ebenbürtige Menschen sind (manche Gesellschaften sehen das nach wie vor anders, aber dazu ein anderes Mal mehr). Wer weiß, wie sich die Tierethik in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Ich werde das gespannt beobachten.

- Aber du trägst doch selbst eine Lederjacke.


- Ja, das ist wahr (obwohl die schon alt ist). Ich habe mich ja kein einziges Mal als Vegetarierin bezeichnet. Ich habe auch nicht behauptet, dass ich außerhalb des westlichen Konsumverhaltens stehe, dazu bin ich zu sehr von viel zu vielen gesellschaftlich determinierten Faktoren beeinflusst. Was ich aber hoffe ist, dass ich nicht aufhören werde, zumindest darüber nachzudenken und dass noch mehr Menschen in Zukunft darüber nachdenken...und dass das Lederimitat in Zukunft ein bisschen hochwertiger aussieht.

Sonntag, 26. Juni 2011

Because some people don't have maps

http://www.youtube.com/watch?v=UkBmhM0R2A0&feature=related

"I personally feel that evolution should be taught in schools, because, you know, I think, kids should have the possibility to hear both sides. Because kids clearly have the ability to decide by themselves what's right and what's wrong. You know, just like me, when I was younger and decided to say "yes" to my dad's friend Cletus, when he wanted to touch me down there. And everybody was fine about that, because I decided, it's ok. So it should be with evolution, kids should just decide by themselves, whether it's right or wrong.

Because there are so many opinions and theories on so many different subjects and religions, that all ask the same questions, such as: "How did the universe evolve?" and "What was before life was created by the Big Bang?" and "What do those people do, who just don't have maps?" But everybody has a different opinion, like scientists, who personally like to come to schools and teach us their opinions, about what they think is true. You know, because science is part of the western culture... I personally was never taught in school, but when I was homeschooled in creatinitism by my mama, she always taught me, not to trust scientist too much, cause you know, science means atheism and that means communism, like in South Africa and the Iraq and everywhere like such as. And in those places people don't even have maps!

Maybe we should just leave it up to the government., cause you know, so many cultures have their different believes and scientists have their different theories, so I personally feel, that it would be great to at least introduce them, because any learning posibility is good. Except for sexual education... oh my God! You know, it's just against the biblical values, like: Duh..! don't the kids know, that sexual intercourse is a sin and you have to abort and kill a baby after that. I mean the only exception is like uncle Cletus, and your agent if he really really promisses you a photoshooting  for the Vogue.

I absollutely think, that we should explore all philosophies, and so will I. For example I have an appointment for an alternative movie shootung tomorrow, I think, it has some nude scenes in it, but I think: "Hey, as long, as it's tastefull, why not...!" I feel, that it's gonna be so much fun tomorrow, and I hope to meet a lot of new wonderfull people there. I haven't been to that place yet, but it's somewhere in San Fernando Valley in California. Fortunately, I have a map ;-)"


Sorry for the coherence, I just wanted to be a little bit like a miss for a day.
And: yes, I'm a cynical, snappish person today. But that's just because I'm in pain right now (my brain hurts after watching the video).

Samstag, 25. Juni 2011

Altes - Windows

Manchmal, da bleibt zu vieles unausgesprochen, bis es vergessen wird und nicht mehr wichtig ist.

Windows

Dienstag, 14. Juni 2011

Oompa Loompas

Na, wie lange hat es gedauert, bis ich mein Vorhaben gebrochen habe, mich hier nur in sublimierter Form mit eigener Kunst (Kunst?) als Mensch darzustellen? Es waren nicht einmal zwei Monate.
Aber da wir nun einmal in einem Zeitalter leben, wo virtuelle Ehrlichkeit viel ehrlicher ist, als die unter Zeitdruck auf Partys entstandene und mit Füll-Lauten durchsetzte reale Kommunikation, soll es eben so sein. Ich sublimiere jetzt sogar die eigenen Gedanken und Empfindungen. Und stelle sie hier strukturierter und kunstvoller als in der Realität dar. Für etwas noch ausgefeilteres – wie eine Kurzgeschichte – fehlt mir gerade die Kreativität. Sie wird ironischerweise von einem eigentlich geisteswissenschaftlichen Studium aufgefressen.

Das Studium an sich ist aber eigentlich nicht geisteswissenschaftlich. Oder etwa doch? Ich bin äußerlich jedenfalls kein typischer Geisteswissenschaftler. Ich bin nicht eine von diesen wunderbaren Gestalten, die Dreadlocks haben, antike Diamant-Räder fahren und Second-Hand Klamotten tragen, mit denen die Frauen aussehen wie Feen aus der Mottenkiste und die Männer, wie eine Renaissance der 68-er Bewegung. Ich wäre es aber gern. Ich würde auch gern 14 Semester lang studieren und intellektuell von Kultur und Kabarett und Kafka daherschwafeln. Ich hätte gern ein Wohlfühlstudium im Elfenbeinturm, zusammen mit Schiller und Goethe und Shakespeare. Noch lieber natürlich, mit meinen Landsleuten Puschkin, Tolstoi und Dostojewski.

Stattdessen verbringe ich meine Zeit mit unglamourösen Texten über Analgin, Diodenprüfer, Quantencomputer, Mähdrescher und Umweltzonen. Geschrieben von Oompa Loompas, übersetzt von Oompa Loompas. Wie mir.

Wer sitzt eigentlich am höchsten im Elfenbeinturm? Die Slawisten? Die Philosophen? Oder Kulturwissenschaftler? Die Germanisten sind wohl weiter unten, noch eine Stufe darunter die Linguisten. Die Übersetzer sind gar nicht eingeladen. Sie sitzen nicht im Elfenbeinturm, sie bauen ihn. Sie machen sich so nicht-schöngeistig die Hände an Fachtexten schmutzig, die ja auch irgendwie geschrieben und irgendwie untersucht werden müssen. Wenn jemand mit einem Text ein Werk der schönen Kunst erschafft, dann muss dieser Text in einem anderen Text analysiert werden. Der Mensch, der die Sekundärliteratur schreibt, muss dazu gewiss eine Computersoftware verwenden, die zunächst lokalisiert werden will, was letztendlich die Aufgabe des Übersetzers ist. So nah bin ich an einem geisteswissenschaftlichen Studium dran. So nah, wie das Aussehen eines Oompa Loompa an dem Aussehen einer Fee aus der Mottenkiste.

In einem meiner Module über technische Zeichnungen hat der Prof. (den ich eigentlich sonst nicht mag und nicht zitieren würde) gesagt: "Gute Übersetzer sind wie gute Dichtungen. Wenn sie funktionieren, merkt man nicht, dass sie da sind". Das ist für das eigene Ego keine sehr erbauliche Perspektive, oder? Ich frage mich, ob eigentlich nur heimliche Masochisten und Leute mit Minderwertigkeitskomplexen dieses Studium wählen, Leute, die nicht an die eigene Kreativität glauben, Leute, die zu bescheiden und pragmatisch sind, um sich Schöngeistigkeit zu gönnen (die eine schillernde Karriere bringen kann, aber so oft doch nur der eigenen Selbstverbesserung dient, welche wiederum, wie wir dank Tyler Durden wissen, Masturbation ist). Leute, die sich lieber absichern und aus ihrer Liebe zu Sprachen eher ein Handwerk machen, als eine... eventuell brotlose Liebe zu Sprachen. Oder bin das eigentlich nur ich?

Aber ich muss mich wahrscheinlich für die massiven Verallgemeinerungen entschuldigen. Doch so funktioniert eine Alltagstheorie, und ich drücke hier ja nur meine Zuneigung zu Geisteswissenschaftlern aus


Da ich jetzt beschlossen habe, optimistischer zu denken, am Ende noch ein Lichtblick: Manchmal kommt doch mal ein Text, den zu übersetzen es angenehm sein kann (vor allem wenn es um Schuhe, Katzen oder Kunst geht). Und andererseits kann ein akademischer Abschluss ja zum Glück immer noch so etwas wie ein Türöffner sein... vielleicht dahin, wo die Leute aus dem Elfenbeinturm auch hingehen.

Freitag, 27. Mai 2011

Altes - Nihilism

Ich besitze dieses Bild nur noch in digitaler Form, da ich das Original verschenkt hab. Es ist von 2004.

Nihilism

Freitag, 13. Mai 2011

Waiting For The Miracle

Kann ich ihn etwa mit meinen Tränen erstechen wie mit einem Messer?

Sie strich sich über die Wangen. Schneeflocken flogen vom Himmel wie nasse göttliche Schuppen und am Highway fuhren Autos entlang. Jedes von ihnen schoss mit Tonnen von Metall an ihr vorbei wie ein monströses Spermium, stur zum Ziel und voller Leben. Aus ihrem Mund stieg Wasserdampf zum Himmel und wirbelte mit den Flocken im Licht der Scheinwerfer. In Universen aus Schnee, Lichtstrahlen und Schatten irrte sie und ihre Beine, betäubt von Kälte, zitterten im Wind wie zwei Birkenzweige.

Sie ging allein.

Ihre Wangen schmerzten noch, und Feuerringe umklammerten ihre Handgelenke dort, wo ihr Vater sie fest gehalten hatte. Ja, er konnte ihr jetzt nichts mehr tun. Doch trotzdem wühlte sich etwas durch ihre Innereien wie tausend Maden, ihre Knie klappten beinahe zusammen, und kohlschwarze Verzweiflung saß ihr im Nacken. Wohin lief sie jetzt? Er war zu Hause und er schlief nicht, er hockte im Wohnzimmer und verbrachte seine Zeit, wie so oft, mit seinem besten Freunden Jack und Jim. Sie wickelte den Schal fester um den Hals.


Kann ich in der Zeit reisen und dieser feigen Schwuchtel in die Eier treten? Nein, du Wichser, ich bin zu alt!

Er goss mehr Whiskey in das Glas. Wie ein weggeworfener Maiskolben im Mülleimer lag er auf seiner Couch, schon seit dem Morgen. Dieser war mit dreckigen Bettlacken gekommen, mit einem Wurstbrot und natürlich mit einem Bier. Wie sollte es auch sonst sein? Tag für Tag eine kleine Bier-Wiedergeburt am Morgen und ein kleiner Whiskey-Tod am Abend. Manchmal starb er auch an Wodka.

Der Chef fuhr ein neues Auto, einen Jaguar, und er aß Wurstbrote und klebte an der Couch fest. Er war zu alt für diesen Job, zu veraltet, zu unfähig. Ja, es stimmte. Von wegen! Er war keine noch keine fünfzig. Dieser Hurensohn fuhr einen neuen Jaguar, und seine Frau badete bestimmt in Chanel. Zwölf Jahre lang schleppte er Kisten und schnitt die Bäumchen im Garten des Chefs. Jetzt machte einer, der halb so alt war wie er, seine Arbeit; für halb so viel Geld. Irgendwo musste dieser verschissene Wichser ja sparen. Wenn schon nicht am Auto. Er trank einen großen Schluck Whiskey.


Kann ich sie einmal so ficken wie früher?

Er drehte den verchromten Wasserhahn zu und stieg aus der Dusche. Sein Spiegelbild kam ihm entgegen, er sah es in Lebensgröße im marmorgetäfeltem Badezimmer. Schlank war er immer noch, hatte üppige schwarze Locken, seine Haut war von Bahamas-Sonne gebräunt, und schließlich wusste er ganz genau: es kommt doch nicht auf die Größe an.

Was wollte sie? Er verdiente immer mehr Geld, er sicherte sie, er verwöhnte sie und schließlich liebte er sie - irgendwie. Jetzt rätselte er warum, sie sich aufführte als sei sie ein wildes Tier, wobei sie ein Schoßhund war. Sein Schoßhund. Nichts anderes hatte sie je gekonnt sie als zu lächeln, zu duften und ihren Körper zu zeigen in der Hoffnung, Männer in ihrem Schoß zu fangen. Ihn hatte sie auch gefangen und jetzt nahm sie ihn aus, nahm ihm zuerst das Geld und machte es zu Kleidern und Steinchen und wollte nun die Scheidung und das Haus. Manchmal wusste sie: sie war seine Mätresse. Doch plötzlich hatte sie es vergessen, wie gut es ihr dabei ging. Und sie fuhr mit dem Jaguar davon! Er schnappte sich das Handtuch und begann, sich hastig abzutrocknen.


Kann ich auch sein Geld rauchen?

Sie und zog an der Zigarette. Sie fuhr am dunklen Highway entlang, weit weg von ihm. Er sah sie nur als ein Paar Schenkel, ja schon seit Jahren, doch nun kam die Zeit, ihm zu beweisen, dass sie mehr war: Schauspielerin, Model, eine Schönheit. Sie hätte bestimmt eine schillernde Karriere gemacht, wenn sie ihn nicht getroffen hätte. Manchmal dachte sie sich Reden aus: für die Oskarverleihung oder für irgendeine andere Verleihung. Bald würde es kein Traum mehr sein... In sieben Jahren vielleicht!

Niemand wusste von ihrem Talent. Dank ihm. Er schätzte sie nicht im richtigen Maß und nun kam die Zeit, sich zu rächen. Er fühlte sich so wichtig mit seinem Lederköfferchen, mit Armani und seinen japanischen Partnern, er lachte sie aus, wenn sie beim Abendessen ihre Gedanken äußerte. Und in einer der vielen allein verbrachten Nächte hätte sie fast gedacht, er würde lieber seine Partner ficken als sie. Also fuhr sie, fuhr weg mit seinem neuen Auto: daddys ganzem Stolz. Dieser Bastard würde sie noch kennen lernen.


Kann ich nur auf ein Wunder warten?

Sie sah die Wolkenfetzen über ihr toben. Und der gesamte Himmel drückte auf sie mit dem Gewicht eines ganzen weißen Meeres.

Sie erfror.

Sie würde seine Gestalt im hellen Fenster sehen, würde sehen, wie er eine Stehlampe umwirft und wie er die Zeitungen vom Tisch fegt, und dann würde sie wieder gehen und auf ein Wunder warten. Nichts erwartete sie, nichts konnte sie tun und nichts würde sich ändern.

Sie erhob also ihr Gesicht zum Himmel und beschwor das Wunder. Sie beschwor das Wunder und keine Xenonscheinwerfer blendeten sie, kein Motor grölte und keine Reifen quietschten hinter ihr. Ihre Knochen brachen nicht, als sie es beschwor und ihr Kopf krachte nicht auf den Lack des dunklen Jaguars.

Das Wunder war gekommen, so wie sie es erhofft hatte.


(c) Cosmic Dust, 2009