Freitag, 27. Mai 2011

Altes - Nihilism

Ich besitze dieses Bild nur noch in digitaler Form, da ich das Original verschenkt hab. Es ist von 2004.

Nihilism

Freitag, 13. Mai 2011

Waiting For The Miracle

Kann ich ihn etwa mit meinen Tränen erstechen wie mit einem Messer?

Sie strich sich über die Wangen. Schneeflocken flogen vom Himmel wie nasse göttliche Schuppen und am Highway fuhren Autos entlang. Jedes von ihnen schoss mit Tonnen von Metall an ihr vorbei wie ein monströses Spermium, stur zum Ziel und voller Leben. Aus ihrem Mund stieg Wasserdampf zum Himmel und wirbelte mit den Flocken im Licht der Scheinwerfer. In Universen aus Schnee, Lichtstrahlen und Schatten irrte sie und ihre Beine, betäubt von Kälte, zitterten im Wind wie zwei Birkenzweige.

Sie ging allein.

Ihre Wangen schmerzten noch, und Feuerringe umklammerten ihre Handgelenke dort, wo ihr Vater sie fest gehalten hatte. Ja, er konnte ihr jetzt nichts mehr tun. Doch trotzdem wühlte sich etwas durch ihre Innereien wie tausend Maden, ihre Knie klappten beinahe zusammen, und kohlschwarze Verzweiflung saß ihr im Nacken. Wohin lief sie jetzt? Er war zu Hause und er schlief nicht, er hockte im Wohnzimmer und verbrachte seine Zeit, wie so oft, mit seinem besten Freunden Jack und Jim. Sie wickelte den Schal fester um den Hals.


Kann ich in der Zeit reisen und dieser feigen Schwuchtel in die Eier treten? Nein, du Wichser, ich bin zu alt!

Er goss mehr Whiskey in das Glas. Wie ein weggeworfener Maiskolben im Mülleimer lag er auf seiner Couch, schon seit dem Morgen. Dieser war mit dreckigen Bettlacken gekommen, mit einem Wurstbrot und natürlich mit einem Bier. Wie sollte es auch sonst sein? Tag für Tag eine kleine Bier-Wiedergeburt am Morgen und ein kleiner Whiskey-Tod am Abend. Manchmal starb er auch an Wodka.

Der Chef fuhr ein neues Auto, einen Jaguar, und er aß Wurstbrote und klebte an der Couch fest. Er war zu alt für diesen Job, zu veraltet, zu unfähig. Ja, es stimmte. Von wegen! Er war keine noch keine fünfzig. Dieser Hurensohn fuhr einen neuen Jaguar, und seine Frau badete bestimmt in Chanel. Zwölf Jahre lang schleppte er Kisten und schnitt die Bäumchen im Garten des Chefs. Jetzt machte einer, der halb so alt war wie er, seine Arbeit; für halb so viel Geld. Irgendwo musste dieser verschissene Wichser ja sparen. Wenn schon nicht am Auto. Er trank einen großen Schluck Whiskey.


Kann ich sie einmal so ficken wie früher?

Er drehte den verchromten Wasserhahn zu und stieg aus der Dusche. Sein Spiegelbild kam ihm entgegen, er sah es in Lebensgröße im marmorgetäfeltem Badezimmer. Schlank war er immer noch, hatte üppige schwarze Locken, seine Haut war von Bahamas-Sonne gebräunt, und schließlich wusste er ganz genau: es kommt doch nicht auf die Größe an.

Was wollte sie? Er verdiente immer mehr Geld, er sicherte sie, er verwöhnte sie und schließlich liebte er sie - irgendwie. Jetzt rätselte er warum, sie sich aufführte als sei sie ein wildes Tier, wobei sie ein Schoßhund war. Sein Schoßhund. Nichts anderes hatte sie je gekonnt sie als zu lächeln, zu duften und ihren Körper zu zeigen in der Hoffnung, Männer in ihrem Schoß zu fangen. Ihn hatte sie auch gefangen und jetzt nahm sie ihn aus, nahm ihm zuerst das Geld und machte es zu Kleidern und Steinchen und wollte nun die Scheidung und das Haus. Manchmal wusste sie: sie war seine Mätresse. Doch plötzlich hatte sie es vergessen, wie gut es ihr dabei ging. Und sie fuhr mit dem Jaguar davon! Er schnappte sich das Handtuch und begann, sich hastig abzutrocknen.


Kann ich auch sein Geld rauchen?

Sie und zog an der Zigarette. Sie fuhr am dunklen Highway entlang, weit weg von ihm. Er sah sie nur als ein Paar Schenkel, ja schon seit Jahren, doch nun kam die Zeit, ihm zu beweisen, dass sie mehr war: Schauspielerin, Model, eine Schönheit. Sie hätte bestimmt eine schillernde Karriere gemacht, wenn sie ihn nicht getroffen hätte. Manchmal dachte sie sich Reden aus: für die Oskarverleihung oder für irgendeine andere Verleihung. Bald würde es kein Traum mehr sein... In sieben Jahren vielleicht!

Niemand wusste von ihrem Talent. Dank ihm. Er schätzte sie nicht im richtigen Maß und nun kam die Zeit, sich zu rächen. Er fühlte sich so wichtig mit seinem Lederköfferchen, mit Armani und seinen japanischen Partnern, er lachte sie aus, wenn sie beim Abendessen ihre Gedanken äußerte. Und in einer der vielen allein verbrachten Nächte hätte sie fast gedacht, er würde lieber seine Partner ficken als sie. Also fuhr sie, fuhr weg mit seinem neuen Auto: daddys ganzem Stolz. Dieser Bastard würde sie noch kennen lernen.


Kann ich nur auf ein Wunder warten?

Sie sah die Wolkenfetzen über ihr toben. Und der gesamte Himmel drückte auf sie mit dem Gewicht eines ganzen weißen Meeres.

Sie erfror.

Sie würde seine Gestalt im hellen Fenster sehen, würde sehen, wie er eine Stehlampe umwirft und wie er die Zeitungen vom Tisch fegt, und dann würde sie wieder gehen und auf ein Wunder warten. Nichts erwartete sie, nichts konnte sie tun und nichts würde sich ändern.

Sie erhob also ihr Gesicht zum Himmel und beschwor das Wunder. Sie beschwor das Wunder und keine Xenonscheinwerfer blendeten sie, kein Motor grölte und keine Reifen quietschten hinter ihr. Ihre Knochen brachen nicht, als sie es beschwor und ihr Kopf krachte nicht auf den Lack des dunklen Jaguars.

Das Wunder war gekommen, so wie sie es erhofft hatte.


(c) Cosmic Dust, 2009

Sonntag, 1. Mai 2011

Aus aktuellem Anlass

Normaleweise poste ich meine Werke,

aber aus aktuellem Anlass verlinke ich heute nur das Video.

...es sollte mehr Beachtung finden.