Mittwoch, 21. Dezember 2011

Weltuntergangsstimmung

In genau einem Jahr wird die Welt laut des berühmten Maya-Kalender übrigens mal wieder untergehen.

Es wäre schön, wenn diese Religion sich mal nicht so irren würde, wie das Christentum, das immerhin dieses Jahr ganze zwei Mal mit dem Weltuntergang daneben lag. Hehe... wer braucht schon Atommüll, Massentierhaltung, Überbevölkerung und Sybille Berg? Und außerdem geht die Welt doch eh jedes Jahr unter, besser gesagt - der Teil, in dem wir leben.

Die Industrienationen beheimaten laut des Happy Planet Index zwar die gesündesten, reichsten und wohlgenährtesten Menschen, aber diese leben nicht besonders glücklich oder ökologisch - sondern eher in großstädtischen Legebatterien und/oder sind sehr unentspannt von dem ganzen Workout auf der Hedonismus-Tretmühle. Die Menschen werden und werden nicht glücklich. Vieles hat sicherlich auch mit dem Licht zu tun: Der Dezember ist auf der Nordhalbkugel ein eher düsterer Monat, und wenn dann noch ständig die Welt untergeht ist ganz schön gruselig. Die Menschen können also nicht anders als völlig auszurasten. Und dann kommt, was kommen muss - Weihnachten und Silvester.

Fisternis: Zuerst stirbt die Sonne endgültig. Denn jeder guter Weltuntergang beginnt mit dem Tod der Sonne oder zumindest einer ordentlichen Sonnenfinsternis. Verzweifelt versuchen die Menschen, das Licht mit hässlichen Lichterketten-Rentieren am Leben zu erhalten, aber viel tun können sie nicht. Ist das Licht (= Gott) erst einmal abgemurkst, kommt der nächste Schritt.

Hysterie: Die Schafe Menschen geraten in Panik und rennen wild durcheinander, schubsen und beschimpfen sich, hassen sich und schauen sich gegenseitig misstrauisch an - bevorzugt auf Weihnachtsmärkten und in Einkaufszentern, um sich auf ihre nächste verzweifelte Handlung vorzubereiten.

Orgien: Es folgt der letzte Sinnesrausch - das Gieren, das Fressen und das Ficken. Und wenn das Geschenkpapier in die Altpapiertonne gestopft, die Gans verzehrt und das stille Nümmerchen geschoben wurde, haben sich die Menschen erst einmal beruhigt, resignieren und schauen ihrem Untergang gelassen entgegen. Vielleicht werden sie sogar noch einmal nachdenklich.

Reflexion: Eine denkende Minderheit von Menschen blickt nun zurück und fragt sich sogar, ob ihr Leben diesmal einen Sinn gehabt hatte. Einige Individuen wollen als schönere, schlankere und klügere Wesen wiedergeboren werden, zum Beispiel als Schmetterlinge, Geparden oder Elefanten. Ist das Sinnieren zuende, sind die Menschen optimal auf die Apokalypse vorbereitet.

Apokalypse: Der Weltuntergang kommt mit großem Knallen, Rauch und Feuer- und Schwefelregen. Die Menschen sammeln sich in kleinere oder größere Grüppchen, um Zeugen davon zu sein. Manche bekämpfen ihre Angst mit einem Rausch, andere mit Tee und andere versuchen, friedlich im Schlaf zu sterben. Am nächsten Morgen ist es jedenfalls still und leer.

Genesis: Die Menschheit hat sich aber verschätzt. Gott lebt noch und die Apokalypse war nur ein kleines Feuerwerk. Die Menschen werden allerdings wie erhofft durchaus wiedergeboren - die meisten von ihnen nur nicht als Schmetterlinge, sondern als Hornochsen.

Ich selbst versuche die preapokalyptische Hysterie und Ausschweifung weitgehend zu ignorieren, einen guten Weltuntergang lasse ich mir aber nicht entgehen, aber, ich glaube, auch der könnte irgendwann mal langweilig werden. Daher wären die Maya mit ihrem Weltuntergang mal eine willkommene Abwechslung. Vielleicht kann man Sybille Berg dann wirklich ein für alle Mal loswerden.

Sonntag, 11. Dezember 2011

The Muse is a Whore ... and The Cake is a Lie

Ich entschuldige mich dafür, wie verbittert dieser Post hier klingen mag. Mein konstant hoher Frustrationspegel der letzten Wochen will und will nicht sinken... und ich habe keine Eiscreme... und keinen Scotch.

Und noch eine Warnung im Vorfeld: Wer mit Gender-Themen oder Ähnlichem nichts anfangen kann, kann jetzt aufhören zu lesen.

Und jetzt, wo die Warnung ausgesprochen wurde, zum eigentlichen Thema:

Künstler sind egozentrische Wesen. Sie mögen ja das reine Bedürfnis haben, eine Geschichte zu erzählen, Schönheit zu erschaffen, oder sogar ein Spiegel oder eine moralische Instanz der Gesellschaft zu sein, aber jeder Künstler will unter anderem auch gesehen und bewundert werden, auch wenn nicht jeder es sofort zugeben würde. Jeder Künstler will scheinen. Und hier kommt die Muse ins Spiel. Dadurch, dass die Muse dem Künstler dazu verhilft, zu scheinen, hofft auch sie, ein wenig von seinem Glanz abzubekommen - und bleibt doch meistens umso tiefer in seinem Schatten verborgen und kriegt auch nicht wirklich ein Stück von dem erhofften Erfolgskuchen ab. Jahrhundertelang war der prototypische Künstler ein Mann, was auch bedeutete, dass seine Muse in der Regel seine Lebenspartnerin war (wenn er das Glück hatte, ein heterosexueller Mann zu sein, wenn nicht...), diese Person erledigte dann alle wichtigen Musenaufgaben, wie Modell stehen, die Buchhaltung führen, Briefe schreiben, ihm Spiegeleier braten und mit ihm schlafen. Jelena Dmitrijewna Djakonowa hat sicherlich einige Aufmerksamkeit bekommen, doch so spontan kann doch keiner eine andere berühmte Muse der Geschichte nennen, oder? (ich übrigens auch nicht)

Und selbst wenn, einige von ihnen doch erwähnt werden, so sind sogar ihre Darstellungen  aus heutiger Sicht erniedrigend (naja, aber die Darstellungen sind andererseits auch in den Kontext ihrer Zeit eingebunden, daher lohnt es sich nicht, sich über sie aufzuregen).

Jedenfalls, die Muse: Die Muse ist ein Konzept, wie es weiblicher* nicht sein könnte. Die Muse ist kein selbstständig agierendes Wesen - wenn auch kein vollständig passives - sondern eins, dass nur durch die Manipulation des männlichen Parts, des Künstlers, agieren kann. Genau dasselbe Handlungsprinzip wurde dem weiblichen Geschlecht in einer patriarchalischen Gesellschaft jahrhundertelang zugeschrieben. Hmm.... Ich frage mich, ob sich dieses Denkmuster bis heute gewandelt hat.

Die Muse ist und bleibt also eine Universalhure im Schatten des Künstlers. Nun haben die Zeiten sich geändert und auch weibliche Künstler dürfen mit Aussicht auf Erfolg die Pinsel und den Taktstock schwingen und hoffentlich im Glanz des Ruhms erstrahlen. Das bedeutet wiederrum, dass jetzt die Rollen getauscht werden dürfen, und wenn ein Mann mit einer Künstlerin zusammen ist, er durchaus ihre Muse sein darf. (Abwegiges Konzept? Wie ein Mann in einem Kleid? - Oh ja, ganz recht.)

Was würde aber passieren, wenn zwei Künstler ein Paar wären? Würden sie dann automatisch in Konkurrenz zueinander stehen? Würde der Erfolg des Einen, dem Anderen das Gefühl geben, sich beweisen zu müssen? Wenn der Mann erfolgreicher ist, würde das die Frau mit der Angst füllen, bloß zur Muse zu werden? Ist die Frau erfolgreicher als der Mann, würde er sich dann weniger männlich fühlen? Sollten Künstler zusammen sein? Oder würden sie dabei zu sehr um die Wette zu scheinen versuchen und dabei ihre Liebe zueinander vergessen? Würden dabei jedes Mal die Beatles auseinander fallen oder unglaublich aufwendige Porno-Comics entstehen?

Ich zweifle an, dass zwei Künstler überhaupt eine ebenbürtige Beziehung haben können, WENN dabei beide Künstler wirklich Künstler sein wollen, ansonsten würde doch immer einer zur Muse degradiert werden. Ich wünsche mir, dass ich Unrecht hab.

Und außerdem hab ich doch, wie man weiß, keine Ahnung von Liebe. Vielleicht ist Muse sein ja doch ganz nett.



*und mit "weiblich" mein ich "sexistisch"

Neues - Queen Of Broken Hearts

Inspiriert vom wahren Leben und der Grund, warum ich mich fast um meine Mietkaution gebracht hätte (indem ich beim Zeichnen das Tintenfässchen auf den Boden falen ließ), präsentiere ich mal wieder ein neues Werk.
Queen Of Broken Hearts