Donnerstag, 24. November 2011

Ach du scheiße, Jesus ist zurück!

Ok, ich verspreche, ich halte das Blog hier in Zukunft frei von Politik, aber da der Teutonen-Heiland sich jetzt vom anderen Kontinent zu Wort meldet, kommt mir als überzeugtem Heiden natürlich das Mittagessen hoch.

Karl-Theodor zu Guttenberg kauft sich also mit 20.000 € von einem Strafvervahren frei, palavert aus Kanada darüber, wie sehr er doch jetzt auf die CSU beleidigt ist (weil sie ihn nicht rechtzeitig in Golgota vom Kreuz abgehängt hat, oder was?) und droht auch noch damit, 2013 bei der Bundestagswahl zu kandidieren und, wenn ich mir so die Anzahl der Bild-Leser in der Straßenbahn ansehe, befürchte ich, dass dies durchaus keine leere Drohung ist. Aber das Beste ist: Er gibt immer noch nicht zu, dass seine Doktorarbeit ein Plagiat war, ein auf Zeitmangel und Stress zurückzuführender Fehler - ja, aber Plagiat - nein. "Ich bin kein Betrüger, ich bin ein gestresster Papa."

Was für ein unglaubliches Arschloch... dieser Jesus doch ist.

Da will ich fast der Kirche beitreten, nur um gleich wieder austreten zu können.

Montag, 21. November 2011

Ich bin kein Zyniker, nur ein enttäuschter Idealist. Oder ist das etwa das Gleiche?

Dienstag, 15. November 2011

Niemand kann ein Künstler werden wollen

Verwirrender Titel.

Aber ich bin ja auch verwirrt. So geht es einem Menschen, der fast einen ersten akademischen Abschluss hat und feststellt, dass das was er tut, nicht das ist, was er tun sollte. Ich studiere Übersetzen, ein uneheliches Kind von Geistes- und Kommunikationswissenschaft. Das klingt jetzt negativer als es ist. Es macht natürlich nur Spaß in der praktischen Anwendung, die Theorie ist schon langweiliger, und das wissenschaftliche Arbeiten ist gar lästig. Vielleicht bin ich nicht zur Akademikerin berufen, aber der Norm- und Ordnungszwang der Bibliographie-Richtlinien allein muss wohl dem Vogonen-Planeten entsprungen sein. Von persönlichen Antipathien gegenüber einigen Dozenten mal abgesehen... egal, ich schweife ab:

Ich wollte, seit ich einigermaßen bewusst und windelfrei lebe, immer nur zwei Dinge tun: Geschichten schreiben und Bilder malen. Oft habe ich diese beiden Passionen verdrängt, doch sie kamen immer wieder hoch, wie ein Ball, den man im Schwimmbad unter Wasser drückt. Dann habe ich beschlossen, etwas zu studieren, was mir zwar gut gefällt, was aber nicht meine Passion ist. Und zwar bewusst beschlossen. Und jetzt – Überraschung! – stelle ich fest, dass ich lieber etwas anderes tun will, lieber etwas anderes sein will. Natürlich will ich ein Künstler sein, aber was ich nicht will, ist Künstler werden.

Wo ist der Unterschied? Nun, ich glaube, manche Künstler verbringen ihr Leben auf Sparflamme, wartend, gehemmt durch die eigenen Erwartungen an sich selbst. Manche warten auf den Moment der Größe und wollen gleich der nächste Dalí (für Literaten wahlweise – Goethe) sein. Sie wollen, dass ihre Kunst sie überlebt und vielleicht noch zu Lebzeiten berühmt macht. Und damit – glaube ich – wollen sie die Kunst instrumentalisieren. Der Zweck der Kunst ist dann nicht sie selbst, sondern der Künstler.

Manche Künstler dagegen widmen sich ganz ihrer Passion, werden Illustratoren oder Berufsschreiberlinge und fragen sich dann, warum das, was sie tun, plötzlich ein Handwerk ist, und keine Leidenschaft mehr und warum sie sich manchmal zum Arbeiten zwingen müssen, wo es doch früher solchen Spaß gemacht hat.

Aber am besten haben es eigentlich diejenigen verstanden, die als Kellner und Kassierer arbeiten und abends in ihrem Kämmerlein malen bzw. wild auf dem Laptop rumtippen. Ich vertrete ja die durchaus radikale Ansicht, dass Kunst frei bleiben muss, niemals fremdbestimmt, nicht gebunden an Aufträge – denn dann wird sie zur Interpretation, oder vor allem Geld – denn dann wird sie zum Handwerk. Ein Paradebeispiel dafür ist die russische Literatur des Goldenen Zeitalters (frühes 19 Jahrhundert). Wahre Klassik, geschrieben ausschließlich vom Adel, der frei war von existenziellen Sorgen, pragmatischen Problemchen und sonstigen Zahnschmerzen und somit in seinen Entfaltungsmöglichkeiten auch völlig uneingeschränkt.

Das ist der Grund, warum ich mir einen Beruf ausgesucht habe, der nicht meine Passion ist. Wenn es schon Geld oder Liebe sein soll, dann doch bitte nicht gleich die große Liebe. Schade ist nur, dass ich das zum Zeichnen gehörende Handwerk nicht systematisch sondern stückchenweise und aus verschiedensten Quellen lerne.

Ich will jetzt übrigens nicht sagen, dass jeder, der aus seiner Liebe seinen Beruf macht, falsch liegt. Nein, ich finde diesen Mut sogar sehr bewundernswert. Aber die höchste und lobenswerteste Motivation, kreativ zu werden, ist meiner Meinung nach, nicht potentieller Ruhm oder Geld, sondern immer die Idee und die Erschaffung selbst. Und während dieses Schaffensprozesses ist man ein Künstler, und wenn man kurz vom Schreibtisch aufsteht, um eine rauchen zu gehen, ist man es nicht. Deswegen behaupte ich: Man kann nicht Künstler werden, man kann auch nicht Künstler werden wollen, sondern nur Künstler sein. Und man ist es dann auch sein ganzes Leben lang, aber mit Pausen, und zwar wenn man gerade kellnern bzw. übersetzen muss.